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Welche ökologischen Auswirkungen hat der Fleischkonsum?

Auszüge aus der Broschüre: Vegan für die Umwelt.(2023/2024 komplett neu überarbeitet). Broschüre bestellen bzw. pdf runterladen.

Themen

Fleischkonsum    
Landverbrauch   
Bergregion   
Wasserverbrauch   
Soja-Anbau
Treibhauseffekt  
Schadstoffe   
Bio-vegane Landwirtschaft   
Fischerei   
Was tun

Weltweite Fleischproduktion steigt an

Obwohl der Fleischkonsum in den Industrienationen seit Jahren abnimmt, steigt der globale Konsum weiter an. Zurzeit produzieren wir etwa doppelt so viel Fleisch wie noch vor 30 Jahren; rund 340 Millionen Tonnen wurden 2021 weltweit produziert.1 Damit hat sich die Fleischproduktion seit 1961 verfünffacht.2 Und damit nicht genug: Es wird davon ausgegangen, dass sich die Zahl bis 2050 auf bis zu 570 Millionen Tonnen erhöht.3

In der Schweiz ist der Fleischkonsum seit Jahren relativ konstant. Im Jahr 2021 betrug der durchschnittliche Schweizer Pro-Kopf-Verbrauch rund 51 Kilogramm Fleisch (exklusive Fische).4 Damit liegt die Schweiz zwar unter dem Durchschnitt anderer Industrieländer, doch immer noch weit über einer vom WWF als umweltverträglich eingeschätzter Menge. Diese beträgt pro Jahr lediglich etwas 15 Kilogramm pro Person - weniger als ein Drittel des Status quo.5 

 

Landverbrauch

In der Schweiz werden rund 60% der verfügbaren Ackerfläche für den Anbau von Tierfutter wie Mais, Weizen und Soja verwendet.6

Hinzu kommen mehr als 165 000 Hektar ausländische Ackerflächen, von denen Futter importiert wird, sowie die Fläche, auf der die Tiere tatsächlich leben.7 Dieser unverhältnismässig grosse Platzbedarf zeigt eindeutig, dass der Schweizer Konsum von Fleisch, Milch und Eier die Ressourcen des Landes weit übersteigt. Auf der gleichen Fläche, die für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch benötigt wird, könnten etwa 400 Kilo Tomaten, 370 Kilo Kartoffeln oder 116 Kilo Reis angepflanzt werden.8 Auch die Schweiz fördert diese Entwicklung, denn Brasilien ist hier nach wie vor der wichtigste Importeur von Soja als Tierfutter.9 Wissenschaftler gehen davon aus, dass bald ein Punkt erreicht ist, an dem sich der Regenwald nicht mehr erholen kann und sich zu einer Savanne entwickeln wird. Die Folgen für Umwelt und Klima wären vernichtend, denn Regenwälder wie der Amazonas beherbergen nicht nur eine unglaubliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, sondern federn den Klimawandel durch die Aufnahme grosser Mengen CO2 bedeutend ab.10 Detailliertere Infos

 

Landflächenverbrauch pro Kilogramm Nahrungsmitel

Bergregionen

Auch die Schweizer Bergregionen leiden unter der intensiven Tierhaltung. Zurzeit wird etwas mehr als ein Drittel der Fläche der Schweiz landwirtschaftlich genutzt – in erster Linie für den Anbau von Tierfutter. Um der steigenden Nachfrage nachzukommen, wird die genutzte Fläche jedoch stetig ausgeweitet. Bergregionen werden in der Folge zunehmend intensiv genutzt. Das strapaziert die ökologisch wertvollen, artenreichen Gebiete: Düngung, Bewässerung und mancherorts sogar der Einsatz von Pestiziden stellen grosse Belastungen für das Ökosystem dar.11 Detailliertere Infos

 

Wasserverbrauch

Zwei Drittel aller Menschen weltweit kämpfen jährlich mit Wasserknappheit – und es werden immer mehr.12 Wenn wir an unseren Wasserverbrauch denken, fällt uns zuerst das Wasser ein, das wir trinken oder zum Duschen benutzen. Doch die rund 170 Liter, die   
Schweizer täglich im Haushalt verbrauchen, machen einen verhältnismässig kleinen Teil unseres gesamten Wasserverbrauchs aus.13 Der mit Abstand grösste Anteil wird für unseren Nahrungsbedarf verbraucht und erfordert pro Person und Tag 2 000 bis 5 000 Liter Wasser.14  Tatsächlich verbraucht die Landwirtschaft rund 72 Prozent der weltweiten Wasserressourcen und ist damit der grösste Wasserschlucker.15

Die Herstellung tierischer Produkte ist grundsätzlich weit wasserintensiver als die pflanzlicher – in erster Linie aufgrund der grossen Mengen an benötigtem Tierfutter. Als Beispiel: Ein Kilogramm Rindfleisch herzustellen, erfordert im weltweiten Durchschnitt rund 15 400 Liter Wasser, die Herstellung von einem Kilogramm Kartoffeln nur 287 Liter. Der Anbau von Avocados sowie die Herstellung von Mandelmilch wird häufig für deren hohen Wasserverbrauch kritisiert und stellvertretend als umweltbelastenden Aspekt einer veganen Ernährung angesehen. Tatsächlich ist deren Herstellung relativ wasserintensiv; um ein Kilogramm Avocados zu produzieren, sind beispielsweise rund 2 000 Liter Wasser nötig. Diese Zahl wird jedoch relativiert durch den Wasserverbrauch tierischer Lebensmittel, welche beispielsweise anstelle einer Avocado gegessen werden: Pro Kilogramm benötigt die Produktion von Eiern rund 3 330 Liter, von Käse 5 000 Liter und die eines Burgerpattys die oben erwähnten 15400 Liter Wasser.16

 

Durchschnittlicher Wasserverbrauch pro Kilogramm Nahrungsmittel

 

 

Soja-Anbau

Soja steht als Lebensmittel häufig in der Kritik – insbesondere, da es mit der Zerstörung des Amazonas Regenwaldes in Zusammenhang gebracht wird. Es ist jedoch wichtig, zwischen dem als Tierfutter angebauten und dem von Menschen konsumierten Soja zu unterscheiden. Denn während Sojaprodukte wie Tofu und Sojamilch ohne Bedenken konsumiert werden können, verursacht der Anbau von Soja als Tierfutter grosse Umweltzerstörung. 

Insgesamt etwa 76 Prozent des weltweit produzierten Sojas wird als Futtermittel in der Fleisch-, Ei- und Milchproduktion verwendet.17

Produkte wie Tofu, Sojamilch oder Tempeh dagegen machen weniger als 10 Prozent der weltweiten Sojaproduktion aus.18    
Obwohl viele Vegetarier häufig Sojaprodukte essen, wird der Grossteil des produzierten Sojas über tierische Produkte, also indirekt, von Allesesser konsumiert. Zudem stammen in der Schweiz erhältliche Sojaprodukte, wie etwa Tofu und Sojamilch, aus gentechnikfreier und meist europäischer Produktion und tragen somit nicht zur Abholzung der Regenwälder bei. 

Als Tierfutter angebautes Soja hingegen belastet die Umwelt enorm. Dies einerseits auf­grund des sehr hohen Flächenbedarfs und andererseits, weil die An­baugebiete häufig besonders arten­reich und ökologisch wertvoll sind, wie beispielsweise die brasilianischen Cerrados oder der Amazonas-Regenwald. Innerhalb der letzten fünfzig Jahre hat sich die weltweite Sojaproduktion fast verzehn­facht – und zwar in erster Linie aufgrund der wachsenden Nach­frage nach tierischen Lebensmitteln. Zu diesem Zweck wurden vor allem in Südamerika riesige Waldflächen gerodet und Savannenflächen zu Ackerland umgewandelt.19 Dadurch hat sich im Amazonasgebiet der Lebensraum unzähliger Tierarten mindestens halbiert.20 Hinzu kommt, dass die Regenwälder gros­se Mengen an Kohlenstoff speichern. Dieser wird bei ihrer Abholzung freigesetzt und befeuert die Erderwärmung weiter.

 

Treibhauseffekt

Die Herstellung von tierischen Produkten verursacht in jedem Fall mehr Treibhausgasemissionen als diejenige von pflanzlichen. Der Grund dafür ist die Verlängerung der Nahrungskette über das Tier, das sich selbst von Pflanzen ernährt.

Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die «Nutztierhaltung» für bis zu 28 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.21 Das ist mehr als der weltweite Verkehrssektor.22 Eine vegane Ernährung verursacht im Gegensatz dazu nur rund ein Siebtel der Treibhausgase, die eine durchschnittliche omnivore Ernährung verursacht.23

UNSERE ERNÄHRUNG IST ALSO EINE ÄUSSERST STARKE WAFFE IM KAMPF GEGEN DEN KLIMAWANDEL.

Besonders problematisch ist die Haltung von Wiederkäuern wie Rindern und Schafen: In ihren Verdauungsapparaten entsteht das Treibhausgas Methan, das neben Kohlendioxid und Stickstoffoxiden eines der Gase ist, die die Klimaerwärmung besonders stark vorantreiben. Es wird davon ausgegangen, dass Methanemissionen rund ein Viertel der weltweiten Klimaerwärmung verursachen. Dies unter anderem deshalb, weil der wärmende Effekt von Methan deutlich schneller einsetzt als beispielsweise jener von CO2. Die mit Abstand grösste Methanquelle ist mit rund 30 Prozent der globalen Emissionen die Viehzucht – in der Schweiz ist sie sogar für rund 60 Prozent aller Methanemissionen verantwortlich.24, 25

Den weltweiten Viehbestand zu reduzieren wäre folglich die schnellste Möglichkeit, das Fortschreiten der Klimaerwärmung schlagartig zu verlangsamen.26

Treibhausgasbelastung

 

Lieber bio, regional oder pflanzlich?

Es wird häufig empfohlen, für eine möglichst klimafreundliche Ernährung auf regionale und biologisch produzierte Lebensmittel zu setzen. Natürlich ist es in vieler Hinsicht vorteilhaft, auf biologische und regionale Lebensmittel zu setzen. Dennoch haben Produktionsart und Herkunft hinsichtlich Treibhausgasemission verhältnismässig wenig Einfluss – viel wichtiger ist, welches Lebensmittel gekauft wird. Denn Bio-Lebensmittel können die Emissionen einer omnivoren Ernährung nur um 10 bis 20 Prozent verringern – ein Verzicht auf Fleisch oder sämtliche tierische Produkte jedoch um 47 bis 70 Prozent.27

Ähnlich sieht es bei der Regionalität aus: Der Transportweg verursacht bei den meisten Lebensmitteln nur einen Bruchteil ihrer Treibhausgasemissionen, bei Rindfleisch zum Beispiel sind es normalerweise weniger als 1 Prozent.28 Da die Produktion tierischer Produkte grundsätzlich mehr Emissionen verursacht als pflanzliche, sind letztere also immer die bessere Wahl. Selbst regionales Fleisch verursacht noch mindestens das Dreifache der Emissionen von Gemüse, welches per Schiff importiert wird. Deshalb gilt: Pflanzlich und regional einkaufen ist, wann immer möglich, die beste Option.    
 

Schadstoff-Belastung

Ein weiteres Problem der intensiven tierischen Landwirtschaft ist die Umweltbelastung durch die als Dünger verwendete Gülle. Deren Bestandteile Phosphor und die Stickstoffverbindung Ammoniak sind zwei wichtige Pflanzennährstoffe mit natürlichem Vorkommen. Doch Eingriffe in das Gleichgewicht ihrer natürlichen Konzentration schaden Mensch und Natur. In der industriellen Tierhaltung entsteht mehr angesammelte Gülle, als die Böden aufnehmen können – es kommt zur Überdüngung und zu einem Nährstoffüberschuss im Boden.    
In der Schweiz sind Nährstoffüberschüsse in Form von Stickstoff- und Phosphoreinlagerungen durch Überdüngen seit Jahren ein Problem. Gemäss dem Bund sind heutzutage rund zwei Drittel der Stickstoffeinträge in empfindliche Ökosysteme auf Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft zurückzuführen, nur etwa ein Drittel stammt aus Verbrennungsprozessen (durch Motoren und Feuerungen).29 Für fast 90 Prozent dieser landwirtschaftlichen Ammoniakemissionen ist die «Nutztierhaltung» verantwortlich.30 Ganze 42 000 Tonnen Ammoniak entstehen dort jedes Jahr und werden im Boden zu Nitrat umgewandelt. Dies ist 70 Prozent mehr als von den landwirtschaftlichen Umweltzielen vorgesehen. Was an Nitrat nicht von den Pflanzen aufgenommen werden kann, gelangt in Luft, Boden und Wasser – mit gravierenden Folgen für Umwelt und Menschen.31 Detailliertere Infos
 

Feinstaubbelastung in der Luft

Kaum jemand weiss, dass die intensive Tierhaltung massgeblich zur Feinstaubbelastung unserer Luft beiträgt. Feinstaub besteht aus mikroskopisch kleinen Partikeln verschiedener Art, beispielsweise aus Bodenerosionen oder Bremsabrieb von Reifen sowie aus Stickoxiden und Ammoniak, das mit anderen Luftschadstoffen zu Feinstaub reagiert. Insbesondere ihre hohen Ammoniakemissionen durch tierische Exkremente und Dünger machen die tierische Land­wirtschaft zu einer hohen Belastung für unsere Luft. Das Einatmen von Feinstaub schädigt die Atemwege so sehr, dass Luftverschmutzung heutzutage als das grösste umweltbedingte Gesundheitsrisiko überhaupt gilt. Gemäss einer Studie sind in den USA jedes Jahr fast 16 000 Todesfälle auf die durch die Landwirtschaft verursachte Fein­staubbelastung der Luft zurückzuführen. Verantwortlich für den Grossteil dieser Todesfälle ist wiederum die Herstellung tierischer Lebensmittel sowie die Produktion der für hierzu benötigten Futtermit­tel. Eine pflanzlichere Ernährung könnte die Anzahl solcher Todesfälle laut den Studienautoren um bis zu 83 Prozent reduzieren.32 Auch in der Schweiz starben 2018 rund 2 300 Personen vorzeitig aufgrund von Feinstaubbelastung, zu der die tierische Landwirtschaft auch hier massgeblich beiträgt.33

Boden: Übersäuerung und Artenverlust

Zusätzlich zur Luftverschmutzung löst die Überdüngung einen Rückgang der Artenvielfalt in den unterschiedlichsten Ökosystemen aus. Die Stickstoffüberschüsse stören das natürliche Gleichgewicht des Bodens und tragen so zu seiner Übersäuerung bei. Das hat weitreichende Folgen, denn nicht alle Pflanzen gedeihen gut in besonders nährstoffreichen Böden. Deshalb dominieren in überdüngten Regionen wenige stickstoffliebende Arten, wie zum Beispiel Brennnessel oder Löwenzahn und verdrängen solche, die karge Böden bevorzugen.    
Durch Überdüngung werden so aus artenreichen, bunt blühenden Wiesen innerhalb weniger Jahre grüne Fettwiesen, die zwar viel Heu liefern und somit ideal für die Tierhaltung sind, auf denen aber nur wenige Pflanzenarten wachsen. Dies wirkt sich wiederum negativ auf zahlreiche Tierarten aus, die auf bestimmte Pflanzenarten angewiesen sind.    
Von diesen Entwicklungen betroffen sind nicht nur Wiesen; mittlerweile weisen sogar Wälder, die nicht direkt gedüngt werden, alpine Heiden sowie Hoch- und Flachmoore einen erhöhten Stickstoffgehalt auf.34 Denn indem sich das Ammoniak über die Luft verbreitet, werden selbst davon entlegene Gebiete indirekt mitgedüngt.   
 

Wasser: Verschmutzung

Die im Dünger enthaltenen Stickstoffverbindungen haben auch auf Gewässer und Grundwasser schwer- wiegende Auswirkungen: Ammoniak sowie das daraus entstehende Nitrat und Nitrit sind für Fische giftig und führen bei zu hoher Konzentration in Gewässern zu deren direktem Tod. In stehenden Gewässern wie Seen führt ein erhöhter Nitratgehalt zudem zu einem starken Algenwachstum, wodurch dem Wasser der Sauerstoff entzogen wird. Auch dadurch sterben unzählige Fische und andere Kleintiere.35 Als Folge der Überdüngung verfügen heute ganze 60 Prozent der Schweizer Seen über zu wenig Sauerstoff. Kleinere Seen wie der Baldeggersee oder der Sempachersee, die in Gebieten mit besonders grossen Mastbetrieben liegen, werden sogar seit Jahren künstlich mit Sauerstoff versorgt.36 Anders sind ihre Ökosysteme aufgrund der hohen Schadstoffbelastung nicht mehr überlebensfähig: Vor Beginn ihrer «künstlichen Be­atmung» hatte sich in beiden Seen ein Massensterben der Fische ereignet.37   
Auch für Menschen sind Nitrat und Nitrit potenziell krebserregend und sollten im Trinkwasser deshalb keinesfalls bestimmte Höchst­werte über­schreiten. In der Schweiz über­steigt der Nitratgehalt im Grundwasser den festgelegten Grenzwert jedoch an 15 Prozent der Messstellen, an landwirtschaftlich geprägten Orten sind es sogar 50 Prozent.38 

Die durch die industrielle Tierhaltung verursachte Überdüngung belastet also sowohl das Grundwasser als auch unser Trinkwasser in hohem Masse. Sie stellt eine Gefahr für ganze Arten und Ökosysteme an Land und im Wasser dar und gefährdet die menschliche Gesundheit enorm – und das nicht nur in der Schweiz. In Grossbritannien sorgte die Viehwirtschaft 2022 für 300 verschmutzte Flüsse mit Fischsterben.39 In den USA gilt die tierische Landwirtschaft vielerorts als führende Ursache zunehmender Wasserverschmutzung 40 und eine Greenpeace-Studie hat in jedem von 29 untersuchten Gewässern in der Nähe von EU-Grossfarmen Pestizid- sowie vielfach Antibiotikarückstände gefunden.41 Letztere sorgen für die gefährliche Verbreitung von Antibiotikaresistenzen: Antibiotika verlieren beim Menschen ihre Wirkung als Arzneimittel, wodurch ursprünglich leicht zu behandelnde Infektionen zu tödlichen Krankheiten werden können. 

 

Bio-vegane Landwirtschaft

Ein Gegenmodell zur heutigen land­wirtschaftlichen Produktion stellt die bio-vegane Landwirtschaft dar. Die vegane Landwirtschaft produziert keine tierischen Lebensmittel und verzichtet auf den Einsatz von tierischem Dünger. Wird sie gemäss dem Bio-Standard betrieben,spricht man von bio-veganer Landwirtschaft. Diese Art der Bewirtschaftung ist besonders schonend für Umwelt und Tiere und wird immer öfter praktiziert. Um die Nährstoffversorgung des Bodens zu optimieren, steht bei der bio-veganen Produktionsweise ein geschlossener pflanzlicher Kreislauf mit standortangepasster Frucht­­folge im Zentrum. Insbesondere Leguminosen, auch Hülsenfrüchtler genannt, kommt dabei eine grosse Bedeutung zu, da sie Stickstoff aus der Luft binden und im Boden für nachfolgende Kulturen zur Verfügung stellen können. Dadurch können Stickstoffverluste minimiert werden. Neben der Bepflanzung mit wechselnden Kulturen wirken sich auch Mischkulturen günstig auf die Bodenqualität aus und werden in der bio-veganen Landwirtschaft häufig betrieben. Zusätzlich zum gezielten Anbau von Pflanzen werden ausserdem beispielsweise pflanzenbasierter Kompost und Mulch eingesetzt, um die Bodenqualität zu verbessern. Dadurch kann auch der Humusanteil des Bodens erhöht werden, was seiner Fruchtbarkeit zugute kommt. 

Die bio-vegane Landwirtschaft stellt gemäss den Vereinten Nationen ein grosses Potenzial zur Reduktion der Umweltbelastung und des Ressourcenverbrauchs durch die Tierhaltung sowie zur verbesserten Landnutzung dar.42,43


Auch ausgetrocknete, unfruchtbare Böden, deren Entstehung die tierische Landwirtschaft durch ihren hohen Wasserverbrauch, Monokulturen und Entwaldung begünstigen, können von einer bio-veganen Bewirtschaftung profitieren und oft schrittweise regeneriert werden. Weitere Infos 
 

Fischerei

Fische werden häufig als gesunde und nachhaltigere Alternative zu Fleisch angepriesen. Als Folge hat der Konsum von Fisch und Meeresfrüchten auf der ganzen Welt stark zugenommen. So auch in der Schweiz: In den letzten 25 Jahren ist der Fischkonsum um über die Hälfte gestiegen, heute liegt er bei jährlich rund 9 Kilogramm pro Person.44 Unsere Abhängigkeit vom Ausland ist beim Fisch so gross wie in keinem anderen Lebensmittelsektor: Über 97 Prozent der in der Schweiz konsumierten Fische und Meeresfrüchte werden aus dem Ausland importiert – inländische Süsswasserfische machen einen verschwindend geringen Marktanteil aus.45 Die hohe Nachfrage belastet unsere Meere enorm, doch die negativen Auswirkungen sind in der Schweiz als Binnenland leicht zu ignorieren. In den Herkunftsregionen von Lachs, Crevetten, Thunfisch, Pangasius und Co. trägt unser Fischkonsum jedoch zu katastrophaler Verschmutzung, Überfischung und Biodiversitätsverlusten bei.

Überfischung

Um der wachsenden Nachfrage nach Fisch gerecht zu werden, wird auf der ganzen Welt immer intensiver gefischt. Als Konsequenz ist ein grosser Teil der kommerziell genutzten Fischbestände in den Meeren mittlerweile überfischt – das heisst, es werden dauerhaft mehr Fische gefangen, als durch Vermehrung oder Zuwanderung dazukommen. Die Fischpopulation kann sich also nicht erholen und schrumpft zunehmend. 

Je nach Gebiet wird davon ausgegangen, dass zwischen 30 Prozent und mehr als 90 Prozent der Fischbestände überfischt sind.   
 

Die sinkenden Fischbestände führen häufig zu einem Teufelskreis: Anstatt den Ökosystemen Zeit zu geben, sich zu erholen, wird noch mehr und intensiver gefischt, um die Fangzahlen zu erhöhen. Als Folge sind zahlreiche Fischarten vom Aussterben bedroht, darunter zum Beispiel mehrere Arten des als Speisefisch äusserst beliebten Thunfischs. Auch Meeresbewohner wie Haie, Rochen oder Schwertfische, die oft nicht das eigentliche Ziel der Fischerei sind, werden mittlerweile als gefährdet eingestuft. Dies, da sie sich, wie auch Delfine und Schildkröten, in den kilometerlangen Netzen der industriellen Fischerei verfangen und als Beifang sterben.46Um die Fangquoten trotz sinkender Fischbestände zu maximieren, werden immer extremere Fangmethoden eingesetzt. Diese belasten das gesamte maritime Ökosystem stark. Eine besonders zerstörerische Methode ist die Verwendung von sogenannten Grundschleppnetzen, die über den Meeresgrund gezogen werden und alles auf ihrem Weg mitreissen – von Meerestieren bis zu Korallenriffen. Das bringt das natürliche Gleichgewicht auf dem Meeresgrund durcheinander und sorgt zudem dafür, dass Plankton Wasserschadstoffe aufnimmt, die so in die marine Nahrungskette – und damit bis zum Menschen, gelangen. Auch die CO2-Bilanz der Schleppnetzfischerei ist katastrophal. Unsere Ozeane sind enorm wichtige Kohlenstoffspeicher; es wird geschätzt, dass sie in den letzten 50 Jahren gut ein Drittel des menschengemachten CO2 gebunden haben.47 Durch das Aufwirbeln von Sedimenten auf dem Meeresboden setzt die Schleppnetzfischerei das gebundene CO2 jedoch wieder frei, sodass es zur Versauerung der Meere beiträgt und dadurch das marine Leben gefährdet. Studien gehen davon aus, dass die Schleppnetzfischerei so pro Jahr mehr CO2 freisetzt als die weltweite Luftfahrt.48 Eine weitere höchst zerstörerische Fischfangmethode ist der mancherorts immer noch übliche Einsatz von Sprengladungen, die ins Wasser geworfen werden, um die Fische zu töten und direkt abzufischen. Da die industrielle Fischerei häufig in Regionen betrieben wird, in denen Fisch die Nahrungs- und Existenzgrundlage für die lokale Bevölkerung darstellt, verursacht sie zusätzlich zu ihren ökologischen Folgen auch noch grosse soziale Probleme. Sind Aquakulturen eine Alternative? Siehe Blogartikel dazu.

«Global ist ein Drittel aller Süsswasserfischarten   
vom Aussterben bedroht. 80 Spezies sind bereits aus­gestorben, allein 16 davon im letzten Jahr (2020).»49

       WWF Deutschland

 

Überfischung in Zahlen
Überfischung

 

Plastik-Verschmutzung der Meere

Die wenigsten Menschen bringen die Plastikverschmutzung unserer Ozeane mit der Fischerei in Verbindung. Kein Wunder, denn in den Medien werden meist Plastiktüten, Trinkhalme und To-go-Becher als Hauptübeltäter dargestellt – dass mindestens ein Drittel des Plastikmülls im Meer aus der Fischerei stammt, weiss kaum jemand.50 An vielen Orten machen Fischerei-utensilien wie entwischte Seile, ins Meer entsorgte Netze oder Planen, alle grösstenteils aus Plastik hergestellt, sogar den Hauptteil des Plastikmülls aus. Beispielsweise besteht der Müll im Great Pacific Garbage Patch, einer gigantischen Müllinsel im nördlichen Pazifik, zu mindestens 75 Prozent aus der Fischerei.51   
Jedes Jahr töten oder verletzen umhertreibende Fischernetze um die 100 000 Meerestiere wie Wale, Delfine, Robben oder Schildkröten.52 Fast alle Seevögel fressen regelmässig Plastik – und rund eine Million von ihnen sterben jedes Jahr daran. Beispielsweise finden sich in den Verdauungsorganen von so gut wie allen auf Hawaii verendeten Albatrossen Plastikteile.53 Doch nicht nur grosse Plastikteile sind ein Problem, sondern auch extrem kleine, die sich aus grösseren Stücken herausgelöst haben. Diese sogenannten Mikroplastikteilchen verteilen sich überall: Im Wasser und von dort aus in die Böden, Meere und Flüsse. Sogar in der Atmosphäre, auf dem Mount Everest und in der Arktis sowie im menschlichen Blut wurden mittlerweile Plastikteile nachgewiesen.54, 55 Auch bei den unzähligen bislang untersuchten Meerestieren, von Plankton und Fischen bis zu den grossen Meeressäugern, war Mikroplastik nachweisbar.56, 57 Welche Folgen die Aufnahme von Plastikpartikeln für Mensch und Tier hat, ist aufgrund fehlender Langzeitstudien bislang ungewiss.

 

Was kann ich tun?

Vom Vorantreiben des Klimawandels über die Verschwendung und Verschmutzung von Wasser und Land, bis hin zum Rückgang der Artenvielfalt: Tierische Lebensmittel belasten unsere Um­­welt und die in ihr lebenden Tiere – uns Menschen eingeschlossen – enorm. Um dem entgegenzuwirken, muss sich auf allen Ebenen unserer Gesellschaft viel verändern. Indem wir uns pflanzlich ernähren, können wir auch als Einzelperson einen Beitrag dazu leisten, unsere Tiere und unser aller Lebensraum zu schützen – denn pflanzliche Lebensmittel sind grundsätzlich ressourcenschonender. Es gibt keinen effektiveren Weg, Klima und Umwelt zu schützen, als sich pflanzlich zu ernähren.58 Probieren Sie es aus! In unserer Broschüre «Vegan- Warum und wie ?» finden Sie praktische Tipps und Infos für einen mühelosen Einstieg. 

 

  1. Bundesamt für Umwelt BAFU. (o. D.). Auswirkungen der Ernährung auf die Umwelt. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ernaehrung-wohnen-mobilitaet/ernaehrung/ernaehrung-auswirkungen.html
  2. Food and Agriculture Organization of the United Nations FAO. (o. D.). Crops and livestock products. www.fao.org/faostat/en/#data/QCL
  3. The World Counts. (o. D.). World Consumption of Meat. www.theworldcounts.com/challenges/consumption/foods-and-beverages/world-consumption-of-meat
  4. Proviande. (2021). Der Fleischmarkt im Überblick. www.proviande.ch/de/der-fleischmarkt-in-zahlen
  5. WEMF AG für Werbemedienforschung.(2022). Nachhaltigkeitsreport. www.wemf.ch/de/reports
  6. Bundesamt für Umwelt. (o. D.). Ernährung und Umwelt: Hebel und Ansätze. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ernaehrung-wohnen-mobilitaet/ernaehrung/ernaehrung-massnahmen.html
  7. Baur, P. & Krayer, P. (2021). Schweizer Futtermittelimporte – Entwicklung, Hintergründe, Folgen. Forschungsprojekt im Auftrag von Greenpeace Schweiz. Wädenswil: ZHAW. doi.org/10.21256/zhaw-2400
  8. Agroscope. (2018, 19. Juli). Schweiz: Flächen ermöglichen ausreichende Kalorienzufuhr. www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/medieninformationen/medienmitteilungen.msg-id-71634.html
  9. Schweizer Bauernverband. (2021, Mai). FOKUS. «Das fressen Kuh, Schwein und Co.». www.sbv-usp.ch/fileadmin/sbvuspch/04_Medien/Publikationen/FOKUS05_Futtermittel_def_DE_web.pdf
  10. Noon, M., Goldstein, A., Ledezma, J. C., Roehrdanz, P. R., Cook-Patton, S. C., Spawn, S. A., Wright, T. M., González-Roglich, M., Hole, D. J., Rockström, J. & Turner, W. R. (2021b). Mapping the irrecoverable carbon in Earth’s ecosystems. Nature Sustainability, 5(1), 37–46. doi.org/10.1038/s41893-021-00803-6
  11. Lupi, M. (2022, 9. Februar). Gehört die Landwirtschaft in Schweizer Bergregionen bald zum alten Eisen? Eat Grow Change ZHAW. www.blog.zhaw.ch/eat-grow-change/2022/02/09/gehort-die-landwirtschaft-in-schweizer-bergregionen-bald-zum-alten-eisen
  12. Mekonnen, M. M. & Hoekstra, A. Y. (2016). Four billion people facing severe water scarcity. Science Advances 2(2). www.science.org/doi/10.1126/sciadv.1500323
  13. Buschor, J. & Leisibach, F. (o. D.) Warum jeder Schweizer täglich 4200 Liter Wasser verbraucht. Nachhaltig leben. www.nachhaltigleben.ch/wohnen/wasserverbrauch-in-der-schweiz-1301
  14. Gruere, G. & Shigemitsu, M. (2021, 22. März). Water: Key to Food Systems Sustainability. www.oecd.org/agriculture/water-food-systems-sustainability
  15. UN Water. (2021, 24. Februar). Summary Progress Update 2021: SDG 6 - water and sanitation for all. www.unwater.org/publications/summary-progress-update-2021-sdg-6-water-and-sanitation-all
  16. Lebensmittellexikon. (o. D.). Virtuelles Wasser in Lebensmitteln. www.lebensmittellexikon.de/v0001020.php
  17. WWF Deutschland. (2022, 23. August). Soja - die Nachfrage steigt. www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja
  18. Ritchie, H. & Roser, M. (o. D.). Soy. www.ourworldindata.org/soy
  19. WWF Deutschland. (o. D.). Viehzucht und Sojaanbau befeuern Artensterben: Ergebnisse einer neuen WWF-Studie. www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/wahlen-in-brasilien/amazonas-studie-viehzucht-und-sojaanbau-befeuern-artensterben
  20. Twine, R. (2021). Emissions from Animal Agriculture – 16.5% Is the New Minimum Figure. Sustainability, 13(11), 6276. doi.org/10.3390/su13116276
  21. Food and Agriculture Organization of the United Nations FAO. (2006). Livestock’s long shadow. www.fao.org/3/a0701e/a0701e00.htm
  22. Zamecnik, G., Schweiger, S., Lindenthal, T., Himmelfreundpointner, E. & Schlatzer, M. (2021). Klimaschutz und Ernährung – Darstellung und Reduktionsmöglichkeiten der Treibhausgasemissionen von verschiedenen Lebensmitteln und Ernährungsstilen. Studie im Auftrag von Ja! Natürlich Naturprodukte GmbH und Greenpeace in Zentral- und Osteuropa. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. www.fibl.org/de/themen/projektdatenbank/projektitem/project/2024
  23. Sojanetzwerk, «Soy Facts»
  24. Ocko, I. B., Sun, T., Shindell, D., Oppenheimer, M., Hristov, A. N., Pacala, S. W., Mauzerall, D. L., Xu, Y. & Hamburg, S. P. (2021). Acting rapidly to deploy readily available methane mitigation measures by sector can immediately slow global warming. Environmental Research Letters, 16(5), 054042. doi.org/10.1088/1748-9326/abf9c8
  25. Bundesamt für Umwelt BAFU. (o. D.). Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftschadstoffquellen/landwirtschaft-als-luftschadstoffquelle.html
  26. Eisen, M. B. & Brown, P. O. (2022). Rapid global phaseout of animal agriculture has the potential to stabilize greenhouse gas levels for 30 years and offset 68 percent of CO2 emissions this century. PLOS climate, 1(2), e0000010. doi.org/10.1371/journal.pclm.0000010
  27. Zamecnik, G., Schweiger, S., Lindenthal, T., Himmelfreundpointner, E. & Schlatzer, M. (2021). Klimaschutz und Ernährung – Darstellung und Reduktionsmöglichkeiten der Treibhausgasemissionen von verschiedenen Lebensmitteln und Ernährungsstilen. Studie im Auftrag von Ja! Natürlich Naturprodukte GmbH und Greenpeace in Zentral- und Osteuropa. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. www.fibl.org/de/themen/projektdatenbank/projektitem/project/2024
  28. Ritchie, H. (2020, 24. Januar). You Want to Reduce the Carbon Footprint of Your Food? Focus On What You Eat, Not Whether Your Food Is Local. Our World in Data. www.ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local
  29. Bundesamt für Umwelt BAFU. (o. D.). Stickstoffhaltige Luftschadstoffe beeinträchtigen uch die Biodiversität. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftqualitaet-in-der-schweiz/stickstoffhaltige-luftschadstoffe-beeintraechtigen-auch-die-biod.html
  30. Bundesamt für Umwelt BAFU. (o. D.). Landwirtschaft als Luftschadstoffquelle. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/fachinformationen/luftschadstoffquellen/landwirtschaft-als-luftschadstoffquelle.html
  31. Bundesamt für Umwelt BAFU. (o. D.). Ammoniak aus der Landwirtschaft: In Gülle und Fülle. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/luft/dossiers/magazin2021-1-dossier/in-guelle-und-fuelle.html
  32. Domingo, N. G., Balasubramanian, S., Thakrar, S., Clark, M., Adams, P. J., Marshall, J., Muller, N. Z., Pandis, S. N., Polasky, S., Robinson, A. L., Tessum, C. W., Tilman, D., Tschofen, P. & Hill, J. (2021). Air quality–related health damages of food. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 118(20). doi.org/10.1073/pnas.2013637118
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