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08.12.2020 | Renato

Das Bundesamt für Statistik hat eine Schätzung für das Jahr 2020 abgegeben. Die Kernaussagen lauten, dass der Pflanzenbau ab nimmt und die tierische Produktion zu nimmt. Doch stimmen diese Aussagen? Wir haben genauer hingesehen.

Menge oder Wert?

Die Aussagen des BFS ist nur schon deshalb falsch, weil nicht die Produktionsmenge, sondern der Produktionswert verglichen wurde. Dies hat nur indirekt mit der Produktion zu tun. Z.B. ist die Produktionsmenge von Kuhmilch rückläufig (-0.8%), der Verkaufswert jedoch gestiegen (+2,6%), da der Milchpreis gestiegen ist. Damit der Preis beim Fleisch durch den geringeren Konsum während den Coronamassnahmen des Bundes nicht zusammenbrach, hat der Bund die Fleischindustrie mit zusätzlichen 3 Millionen Franken unterstützt. Der Bund hat also mit unseren Steuergeldern dafür gesorgt, dass das BFS nun die Meldung verbreiten kann, dass die Einnahmen durch tierische Produkte nicht zusammengebrochen sind.

Was ist Pflanzenbau?

Dabei denkt man als erstes an Gemüse, Früchte, Getreide und andere Produkte für die menschliche Ernährung. Das BFS schreibt dazu in seiner Analyse: Die Getreideernte wächst um 1,5%. Der Produktionswert des Getreides sogar um 3,4%. Bei den Ölsaaten legte die Produktion sogar um 21,6% zu (wertmässig um 19,1%). Auch Gemüse wurde mehr produziert und der dortige Produktionswert um 6% erhöht.
Weshalb kommt das BFS dennoch zur Aussage “der Pflanzenbau nimmt ab”? Dies liegt daran, dass das BFS den Futtermittelanbau auch zur Pflanzenproduktion zählt. Und dessen Wert ist um 21,2% gesunken. Ausserdem gab es ein Überschuss an Wein (der Absatz in den Restaurants ist wegen den Coronamassnahmen eingebrochen). Dies führte zur Prognose eines Preiseinbruchs bei Trauben und Wein um 8,5%.

Korrekte Information

Würde das BFS neutral informieren, müsste es also heissen: Der Anbau von pflanzlichen Nahrungsmittel hat zugelegt. Die Milchproduktion hat nachgelassen. Die Fleischpreise konnten Dank den zusätzlichen Corona-Bundessubventionen (über 3 Millionen Franken für Einlagerungsaktionen) vor einem Absturz bewahrt werden. Da der Futtermittelanbau keine solche Finanzspritze erhalten hat, ist dessen Ertrag aus den Verkaufspreisen um mehr als ein Fünftel gesunken – was die Fleischproduktion wiederum verbilligt hat.
Das Nettounternehmenseinkommen der Schweizer Landwirtschaft schätzt das BFS für 2020 auf 3,3 Milliarden Franken. Dies ist nur rund 10% mehr als die 3 Milliarden Franken Direktzahlungen, welche der Bund jährlich dafür ausgibt. Im letzten Jahr waren die beiden Werte praktisch identisch (Direktzahlungen des Bundes = Nettoeinkommen der Landwirtschaft).


Renato Pichler

Quellen:
BFS: “Landwirtschaftliche Gesamtrechnung: Schätzung 2020 – Die Gesamtproduktion der Schweizer Landwirtschaft hält sich trotz Covid-19 gut”, 6.10.2020
Medienmitteilung des Bundesrates: “Coronavirus: Abfederung wirtschaftlicher Folgen im Landwirtschaftsbereich”, 1.4.2020,

 

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