Die europaweite Hitzewelle macht auch vor der Schweiz keinen Halt: In Genf wurden Höchsttemperaturen von über 38 °C verzeichnet, im Tessin gelten Bewässerungsverbote, in Grossteilen der Schweiz herrscht erhebliche Waldbrandgefahr, viele Orte erleben Tropennächte über 20 °C und im Bodensee sollen demnächst wieder Süsswasserquallen anzutreffen sein. Die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf prognostiziert, dass solche Hitzewellen im Sommer künftig zur Normalität werden.
«Solche Episoden werden immer häufiger, und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten», äusserte sich WMO-Generalsekretär Petteri Taalas am Dienstag. Er hoffe, die akute Hitzewelle sei ein Weckruf für Regierungen, die viel mehr für den Klimaschutz tun müssten. Auch der Weltklimarat betont in seinem aktuellen IPCC-Bericht, es müsse unverzüglich gehandelt werden, um weitere schwerwiegende Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Wasserknappheit zu reduzieren.
Wasserknappheit in der Schweiz?
Obwohl die Schweiz als Wasserschloss Europas kaum für Wasserknappheit bekannt ist, sind die Wasserstände der meisten Flüsse und Seen in den vergangenen Tagen auf ein überdurchschnittlich tiefes Niveau abgesunken. Die Situation werde sich weiter verschärfen, betont Michèle Oberhänsli, Hydrologin beim Bundesamt für Umwelt (BAFU). Mit fortschreitendem Klimawandel würden Trockenperioden weiter zunehmen und auch die Schweizer Landwirtschaft werde vermehrt mit Wasserdefiziten zu kämpfen haben, kommt eine Agroscope-Studie zum Schluss.
Gemäss dem Agrarbericht kann der Wasserfussabdruck der Schweiz verkleinert werden, indem unter anderem die Ernährung gemäss Ernährungsempfehlungen angepasst wird. Konkret heisst dies: Weniger Fleisch und mehr pflanzliche Nahrungsmittel konsumieren. Denn in der Schweiz geht der grösste Teil des landwirtschaftlichen Wasserfussabdrucks mit 28% auf den Konsum von Fleisch zurück, während der Milchkonsum 10% des Fussabdrucks ausmacht. Denn Kühe sind durstig: Sie trinken bis zu 200 Liter Wasser pro Tag, damit sie täglich zwischen 20 und 25 Liter Milch geben können – dazu kommt noch das Futter. Internationalen Studien zufolge werden für die Herstellung eines Liters Milch 1000 Liter Wasser benötigt. Zwar werden in der Schweiz die Weiden und somit das Wiesenfutter grösstenteils durch regelmässigen Regen automatisch bewässert, allerdings benötigen Kühe auch Kraftfutter. Dieses besteht unter anderem aus Soja, das zum grössten Teil aus Brasilien stammt und in der Schweiz hauptsächlich dem Rindvieh verfüttert wird. Im Gegensatz zum sogenannten Raufutter (Gräser, Heu, Silagen etc.), welches zu 98% in der Schweiz produziert wird, stammt Kraftfutter nur zu 39% aus dem Inland. Neben dem Rindvieh sind insbesondere Schweine und Hühner auf das importierte Futter angewiesen.
Die Futtermittel stammen häufig aus niederschlagsarmen Gebieten, obwohl ihr Anbau viel Wasser benötigt: Für die Produktion von einem Kilogramm Fleisch ist sieben mal mehr Wasser nötig als für die Produktion von einem Kilogramm Getreide (siehe Abb. 1). Die Produktion von Fleisch «vernichtet» also regelrecht pflanzliche Nahrungsmittel, die der Mensch direkt essen könnte.
Abb. 1: Durchschnittlicher Wasserverbrauch pro Kilogramm Lebensmittel (beim Wasserverbrauch sind die Bewässerung der Felder, die Tränkung des Viehs sowie Verarbeitung und Transport berücksichtigt)
Pflanzliche Ernährung am umweltschonendsten
Der Wasserverbrauch unserer Ernährung hängt also stark von den gewählten Lebensmitteln ab. Die europäische Durchschnittsernährung verbraucht pro Kopf und Tag knapp 300 Liter Wasser – die vegetarische Ernährung hingegen nur 205 Liter und die vegane Ernährung lediglich 179 Liter.
In der Schweiz ist unsere Ernährung gemäss dem WWF für einen Drittel der Umweltbelastungen verantwortlich. Dabei belasten Fleisch und Milchprodukte von allen Lebensmitteln, die in der Schweiz konsumiert werden, die Umwelt am stärksten. Viele ExpertInnen sehen eine Ernährungsumstellung aus diesem Grund als den wichtigsten Faktor zur Bekämpfung des Klimawandels. Unsere Ernährungsweise weist folglich auch das grösste persönliche Klimaschutzpotenzial auf, wie die Studie The JUMP bestätigt – eine pflanzliche, biologische Ernährungsweise ist dabei laut dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich (FiBL) am umweltfreundlichsten. Um weiteren Hitzewellen entgegenzuwirken, muss, wie der Weltklimarat und die Weltwetterorganisation fordern, unverzüglich gehandelt werden. Anstatt auf Massnahmen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene zu warten, können wir selbst aktiv werden und unsere Ernährung zugunsten unseres Klimas umstellen – «mehr Pflanzen, weniger Fleisch» lautet die Devise.