Die Bauernzeitung titelte «Im Corona-Jahr wurde deutlich mehr Fleisch gekauft» und das BLW schreibt von einem Rekordwachstum von 12.1 %. Also alles klar?
Nein, denn diese Aussagen sind sehr einseitig. Letztes Jahr hat der Bundesrat mehrere Millionen Franken Steuergelder zusätzlich für Stützungsmassnahmen ausgegeben, da der Fleischabsatz zusammengebrochen war. Und im Januar 2021 hat Proviande gleich nochmals eine Aktion gestartet um Kalbfleisch einzufrieren, da ein Überschuss vorhanden war. Wie passen diese Aktionen zu den obigen Zahlen?
Im Detailhandel stieg der Fleischabsatz tatsächlich. Jedoch nicht, weil mehr konsumiert wurde, sondern da mehr zuhause gegessen wurde. Normalerweise wird 50% des Fleisches im Restaurant konsumiert. Diese waren letztes Jahr jedoch lange vom Bundesrat zwangsgeschlossen. Deshalb haben viele Konsumenten ihr Fleisch vermehrt im Detailhandel eingekauft. Die 12,1% stammen von diesem Umsatzzuwachs und erfassen nicht den Fleischkonsum generell.
Hinzu kommt, dass der Einkaufstourismus wegen den Massnahmen des Bundesrates zusammenbrach. Wer Fleisch essen wollte musste dieses also in der Schweiz kaufen. Dies erhöht natürlich den Absatz in der Schweiz.
Doch selbst aus den Zahlen der oben verlinkten Bauernzeitung, die dem Proviande-Jahresbericht entnommen wurden, sank der Pro-Kopf-Fleischkonsum im letzten Jahr: Sie schreiben, dass die mittlere Bevölkerungszahl in der Schweiz letztes Jahr um 1,7 % angestiegen sei, die Fleischproduktion hat jedoch nur um 1,3 % zugenommen. Alleine daraus ergibt sich schon, dass pro Kopf weniger Fleisch konsumiert wurde, als im Vorjahr. Wenn man dann noch den Wegfall des Einkaufstourismus hinzu nimmt und berücksichtigt, dass mehr Menschen Ferien im Inland gemacht haben, ergibt sich ein weiterer pro Kopf Rückgang des Fleischkonsums.
Dies deckt sich dann auch wieder mit der Studie des BLW, gemäss derer der Konsum von Fleischalternativen einen Boom erlebte und im letzten Jahr um 50% zugenommen hat.