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11.03.2025 | Lubomir

Einst war es unvorstellbar, dass Wissenschaft und Lebensmittelproduktion so eng miteinander verknüpft sein könnten. Insulin, das erste biotechnologisch hergestellte Protein, war ein medizinischer Durchbruch und hat unzählige Tierleben gerettet. Heute stehen wir vor einer ähnlichen Revolution, jedoch nicht nur in der Medizin, sondern auch auf unseren Tellern. Fortschrittliche Technologien ermöglichen es uns, Proteine, Fette und andere Nahrungsbestandteile herzustellen, die zuvor ausschliesslich in tierischen Produkten zu finden waren – und das ganz ohne Tiere. Willkommen in der Zukunft der Ernährung, in der das F-Label als verlässlicher Wegweiser dient.

Wissenschaft trifft Genuss: Präzisionsfermentation, Biomassefermentation und mehr

Die Lebensmittelindustrie erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Während traditionelle Fermentation bereits seit Jahrtausenden zur Herstellung von Bier, Käse oder Sojasauce genutzt wird, geht Präzisionsfermentation noch einen entscheidenden Schritt weiter. Sie erlaubt es, Moleküle herzustellen, die mit tierischen identisch sind – von Milchproteinen bis hin zu Myoglobin, dem Stoff, der Fleisch seine charakteristische Farbe und seinen Geschmack verleiht. Doch Präzisionsfermentation ist nur eine von vielen innovativen Methoden, die unseren Blick auf Ernährung verändern. Biomassefermentation kann grosse Mengen an proteinreichen Mikroorganismen erzeugen, Syngasfermentation nutzt gasförmige Abfallstoffe zur Herstellung von nahrhaften Substanzen, und in der zellfreien Synthese werden gezielt Enzyme eingesetzt, um spezifische Bestandteile effizient herzustellen. Diese Technologien haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Nahrung produzieren, grundlegend zu verändern – nachhaltiger, effizienter und ethischer.

Ethik und Transparenz: Warum das F-Label gebraucht wird

Während die Möglichkeiten dieser neuen Technologien faszinierend sind, wächst auch das Bedürfnis nach Klarheit. Was genau steckt in einem Produkt? Ist es pflanzlich oder enthält es bioidentische tierische Bestandteile, die ohne Tiere hergestellt wurden? Die Antwort auf diese Fragen ist entscheidend für viele Menschen, je nachdem ob ihre Konsumentscheidungen auf ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Überzeugungen beruhen. Das F-Label wurde genau dafür geschaffen: Es bietet eine transparente Kennzeichnung für Produkte, die durch innovative biotechnologische Prozesse gewonnen wurden – und garantiert, dass kein Tier in den Produktionsprozess involviert war.

Bioidentisch oder funktionell gleichwertig?

Das F-Label zertifiziert nicht nur Moleküle, die exakt mit tierischen Stoffen übereinstimmen, sondern auch ganz neu entwickelte, die eine vergleichbare Rolle im Endprodukt einnehmen. Mit innovativen Verfahren wird es zunehmend möglich, Alternativen herzustellen, die nicht von Tieren gewonnen werden, aber dieselbe Funktion wie traditionell von Tieren gewonnene Stoffe im Endprodukt erfüllen – sei es in Geschmack, Textur oder Verarbeitungseigenschaften. Das F-Label ermöglicht es, all diese Innovationen unter einem verlässlichen Zertifizierungsstandard zu vereinen. Natürlich wird dabei jeder Einzelfall ausgiebig unter die Lupe genommen. Alle F-Label Produkte müssen strenge, öffentlich zugängliche Kriterien erfüllen, wie z.B. eine komplett tierfreie Produktion.

Ein neues Verständnis von Veganismus und Vegetarismus

Viele Menschen entscheiden sich für eine vegane oder vegetarische Lebensweise aus verschiedenen Gründen. Doch die Grenzen zwischen «vegan» und «nicht-vegan» verschwimmen zunehmend mit neuen Technologien. Ein Pflanzensteak, das mit bioidentischem Tierblut verbessert wurde, könnte für manche ein absolutes No-Go sein, während andere es als ethisch vertretbare Alternative zu echtem Fleisch oder echter Milch betrachten. Das F-Label hilft, solche Unterscheidungen deutlich zu machen, damit jeder bewusst entscheiden kann, welche Produkte zu den eigenen Werten passen. Mit diesen neuen Herstellungsverfahren kommt letztendlich eine breitere Palette von tierfreien Produkten auf den Markt, was wiederum das Potenzial hat, unsere derzeitige Tiernutzung zu verringern.

Ein erster Schritt: Luyef Biotechnologies und das erste F-Label-Produkt

Mit der Einführung des F-Labels wurde bereits ein bedeutender Meilenstein erreicht. Das erste Unternehmen, das die Zertifizierung erhalten hat, ist Luyef Biotechnologies aus Chile. Ihr präzisionsfermentiertes Myoglobin revolutioniert den Markt und kann unter anderem in pflanzlichen und kultivierten Fleischprodukten eingesetzt werden, indem es Farbe, Aroma und Geschmack auf ein neues Niveau hebt. Dies zeigt eindrucksvoll, wie technologische Fortschritte nicht nur neue Möglichkeiten schaffen, sondern auch bestehende ethische und kulinarische Debatten neu entfachen.

Präzisionsfermentiertes Myoglobin von Luyef
Präzisionsfermentiertes Myoglobin von Luyef

Die Zukunft beginnt jetzt

Die heutige Einführung des F-Labels ist mehr als nur eine neue Lizenzierung – sie markiert den Beginn einer neuen Ära der Ernährung. Eine Ära, in der Transparenz, Nachhaltigkeit und Innovation Hand in Hand gehen. Während Unternehmen neue Wege beschreiten, um tierfreie Alternativen zu entwickeln, haben wir nun die Möglichkeit, unsere Entscheidungen auf einer informierten Basis zu treffen. Die Frage ist nicht mehr nur, ob etwas vegan oder vegetarisch ist, sondern auch wie es hergestellt wurde. Das F-Label bietet hierzu Antworten, die für eine bewusste Wahl in einer immer komplexeren Lebensmittellandschaft nötig sind. 

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