Lauriane Gilliéron, Miss Schweiz 2005/2006
«Solange ich lebe, werde ich für Tiere kämpfen!»
Unter Hollywood-Stars ist es angesagt, kein Fleisch zu essen. Auch Schweizer Beautys verzichten nicht selten auf den Konsum von (rotem) Fleisch. Dahinter stecken meist egoistische Gründe: Vegetarische Ernährung ist gesund, macht eine schöne Haut und eine gute Figur. Die neue Miss Schweiz, die 21-jährige Jurastudentin Lauriane Gilliéron aus Prilly VD, ist anders: Ihr geht es um das Wohl der Tiere. Sie ist eine überzeugte Vegetarierin und steht auch in der Öffentlichkeit voll und ganz dazu. Das führte bereits in der ersten Woche nach ihrer Wahl zu Schlagzeilen; Metzger rüsteten zum verbalen Kampf. Allerdings nur in der Deutschschweiz. Im Welschland liess sich trotz Bemühungen der Presse kein Fleischhändler zu negativen Äusserungen über die neue Miss Schweiz hinreissen.
Vegi-Info: Warum essen Sie kein Fleisch?
Lauriane Gilliéron: Weil ich Tiere liebe und verrückt nach ihnen bin. Tiere sind für mich wertvolle Wesen mit Schmerzempfinden und Gefühlen, wie wir sie auch haben.
Gab es ein spezielles Erlebnis, das Sie zur Vegetarierin gemacht hat?
Nein, diese Entscheidung habe ich im Alter von sieben Jahren getroffen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was der auslösende Grund dafür war.
Viele Menschen lieben ihre eigenen Haustiere und essen trotzdem Fleisch.
Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich liebe alle Tiere, für mich ist es Mord, Tiere zu essen. Auch so genannte Nutztiere wie Schweine sind sehr intelligent.
Wie verhalten Sie sich an einem Tisch, an dem andere Fleisch essen?
Ich verstehe nicht, wie man das machen kann, dennoch respektiere ich Menschen, die Fleisch essen.
Oft fühlen sich Fleischesser durch die blosse Anwesenheit eines Vegetariers angegriffen. Braucht es für Sie manchmal Mut, diese konsequente tierschützerische Haltung zu vertreten?
Nein, eigentlich nicht, denn ich bin sehr stolz darauf, Vegetarierin zu sein, und werde diese Message immer vertreten. Ich habe kein Problem damit, wenn ich deswegen angegriffen werde. Solange ich lebe, werde ich für Tiere kämpfen!
Haben Sie selber ein Haustier?
Ich habe einen Hasen, er ist ein Jahr alt und heisst Tilou. Weil ich fast nie zu Hause bin, lebt er momentan auf dem Bauernhof meiner Grosseltern. Dort ist er mit vielen anderen Tieren zusammen und hat es sehr schön. In meiner Wohnung habe ich ihn gehalten wie eine Katze, da war er total frei und hat nur in der Nacht im Käfig geschlafen. Natürlich hat er mir auch vieles angeknabbert …
Pelz zu tragen, ist wieder sehr modern. Sprechen Sie Frauen an, die sich in die Haut von Tieren hüllen?
Ja, aber nur, wenn ich sie kenne. Jemanden im Bus einfach ansprechen, das mache ich nicht. Wenn ich die Person aber kenne, sage ich zu ihr: «Weisst du, dass das Mord ist?» Es ärgert mich sehr, dass Tierquälerei nun wieder so aktuell ist. Ich selber trage manchmal Kunstpelz und verstehe nicht, dass man Tiere quälen muss, wo man doch heute so schöne synthetische Pelze herstellen kann.
In der Vorbereitungsphase zur Miss-Schweiz-Wahl waren Sie auf einem Kreuzfahrtschiff. In Italien hatten Sie auf einem Markt, auf dem viel Fleisch und Fisch angeboten wurde, einen Schwächeanfall erlitten. Warum?
Alle diese toten Tiere zu sehen, war für mich sehr schwierig. Zudem war es heiss und es hat grässlich gestunken. Das ertrage ich nicht sehr gut, weil ich als langjährige Vegetarierin sehr sensibel bin. In diesen Ländern ist der Umgang mit Fleisch viel sichtbarer, roher, aber auch ehrlicher als bei uns, wo man das abgepackte Schnitzel im Supermarkt kauft.
Denken Sie, dass Ihre Ernährung einen positiven Einfluss auf Ihre Schönheit hat?
Sicher, aber ich bin nicht Vegetarierin, weil das für meine äussere Erscheinung gut ist, sondern weil ich Tiere als Wesen achte und man meiner Meinung nach keine Tiere essen sollte. Visagistinnen machen mir öfters Komplimente für meine schöne Haut. Darüber freue ich mich natürlich und nutze die Gelegenheit, Werbung zu machen für eine vegetarische Lebensweise!
Nell Andris