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Daunen

Daunen sind Enten- oder Gänseflaum, die den Tieren lebend oder nach dem Schlachten gezupft (gerupft!) werden, wodurch jene frieren und wir schön warm haben. 

Daunen wachsen unter dem äusseren Gefieder und befinden sich am häufigsten an der Brust der Tiere. Da sie keinen Federkiel besitzen, sind Daunen sehr geschätzt. Ihr Federkleid ist begehrt: es ist leicht, absorbiert Feuchtigkeit und wärmt. Beim Schlachten wird das Gefieder meist maschinell gerupft. Doch Gänse liefern auch lebend alle paar Wochen Daunen: dann, wenn sie mausern und ihr Federkleid erneuern. Während der Mauserzeit belastet es die Tiere nicht, wenn ihre reifen Federn geerntet werden.

Lebendrupf

Verdeckte Aufnahmen auf einer Gänsefarm in der Gegend von Kiskunmajsa in Ungarn belegen, Bauern halten dort Herden mit tausenden von Gänsen für die Fleischproduktion. Bis zu vier Mal während des Sommers verdienen viele Betriebe zusätzlich Geld – mit dem Lebendrupf von Daunen. Und zwar auch dann, wenn die Gänse gar nicht in der Mauser sind. Ihre Federn werden einfach ausgerissen. 
Diese Art von Lebendrupf ist faktisch überall in Europa verboten. Mit gutem Grund: «Lebendrupf ist Tierquälerei, weil die Tiere ohne Rücksicht auf den Reifungszustand der Federn oder Daunen zum Rupf hergenommen werden und so in grossem Umfang Verletzungen, Blutungen und damit Leid und Schmerzen entstehen»

Nur an der Rohware kann der Fachmann erkennen, ob die Gänse lebend oder tot gerupft wurden. Wenn die Daunen bearbeitet, gewaschen und sortiert sind, lässt sich das nicht mehr feststellen.1

Das Problem: Auch Daunen aus Totrupf können von Gänsen stammen, die zuvor bereits mehrmals lebend gerupft worden sind. Eine Garantie für ein artgerechtes Leben der Gänse vor der Schlachtung könne niemand geben.

Obgleich die meisten Daunen und Federn von Vögeln nach der Schlachtung gerupft werden, wird bei Gänsen aus Zuchtbeständen und Masthaltungen oder Gänsen, die zur Produktion von Foiegras gezüchtet werden, bisweilen das Lebendrupfen angewandt. In Ländern, in denen diese grausame Quälerei bis heute praktiziert wird, werden jedem Tier ab einem Alter von zehn Wochen bis zu vier Jahren im Abstand von sechs Wochen jeweils bis zu 150 Gramm Federn und Daunen gerupft. 2 

Das Rupfen der Federn bedeutet für die Vögel entsetzliche Schmerzen und Stress. Eine Studie über die Herzschläge von Hühnern und ihr Verhalten hat bewiesen, dass das Herausreissen von Federn für die Vögel schmerzhaft ist. Eine andere Studie ergab, dass der Blutzuckerspiegel einiger Gänse während des Rupfens fast auf das Doppelte anstieg, was als Zeichen eines hohen Stresszustands gilt.3

Todrupf

Auch das Rupfen von "Schlachttieren" ist nicht wirklich rühmenswert - auch wenn dies viele Firmen gerne so sehen würden. Die Tiere werden dabei hauptsächlich für die Fleischerzeugung verwendet und nicht explizit für den Rupf. Somit bleibt ihnen der Stress und die Angst durch den Rupf erspart - allerdings löst der Transport und die Schlachtung ebenso Angst und Stress aus. Das Leid der Tiere wird somit durch den Totrupf nicht umgangen. Dass die Verwertung möglichst vieler Teile des "Schlachtkörpers" die Fleischproduktion noch lukrativer macht und Daunen kein "Abfallprodukt" sind, sondern ein wirtschaftliches Haupt- bzw. Nebenprodukt der Tierhaltung sollte eigentlich jedem einleuchten.

Daunen von Eiderenten

Obgleich Eiderenten eine geschützte Tierart sind, sind ihre Federn heissbegehrt für die Verarbeitung in Federbetten und Bekleidung. In Island bedecken die weiblichen Tiere ihre im Nest liegenden Eier mit ihren Daunen, die sie sich hierzu aus der Brust rupfen. Farmer sammeln jedes Jahr 6.500 Pfund dieser Daunen aus den Nestern der Tiere.4 

Die weichen Federn einzusammeln kann die noch nicht geschlüpften kleinen Entenküken töten, da ihnen so die entscheidende Wärmeisolierung fehlt. Dies gefährdet die unter Naturschutz stehenden Eiderenten zusätzlich. Zur Herstellung einer einzigen Daunendecke müssen Federn aus mindestens 80 Nestern gesammelt werden.5

Ökologie

Daunen als Naturprodukt geniessen einen guten Ruf - ihre Produktion ist allerdings auf keinen Fall umweltfreundlich. Die Massentierhaltung von Gänsen und anderen Rupftieren belastet das Ökosystem und vorallem das Grundwasser. Das aufzuwendende Futtermittel über die gesamte Lebenszeit der Tiere darf bei der Ökobilanz auch nicht ausgeblendet werden.

Alternativen zu Daunen

Zu Daunen gibt es eine hervorragende pflanzliche Alternative – Kapok! Kapok ist die seidig glänzende pflanzliche Faserwolle aus der inneren Kapselfruchtwand des Kapokbaumes. Die Kapok-Faser ist innen hohl und enthält etwa 80% Luft - das macht sie zur superleichten und hervorragenden Wärmeisolation. Kapok ist unempflindlich gegen Feuchtigkeit und völlig geruchsneutral. Ausserdem enthält Kapok Bitterstoffe, welche Motten und Milben auf natürliche Weise fernhalten.6

Auch synthetisches Material wie Primaloft haben ihre Vorteile gegenüber den Daunen. Während echte Daunen-Jacken in nassem Zustand schwer und klebrig werden, behält das synthetische Material auch nass rund 96 Prozent seiner Isolationseigenschaften.7

Was kann ich tun?

  • Alten Kissen- und Deckeninhalt kompostieren und ersetzen durch synthetische aus Hohlfasern oder Kapok.
  • Haben Sie Ihr Feder-Bettzeug noch vor der Erkenntnis gekauft, dass es sich hier um ein Tierquälerprodukt handelt, so mag das noch angehen, aber lassen Sie Duvet und Kissen nur nicht «reinigen», denn im Klartext heisst das: Kisseninhalt mit Kunstwind aufwirbeln und alles, was verklumpt bleibt, durch neue Daunen/Federn ersetzen. Ihre Decken werden auf diese Weise nie ausgemustert, sondern immer wieder erneuert, und das Tierleid nimmt kein Ende.

 

 

  1. Karin Gförer, «Skrupellos: Gänse für Daunen qualvoll gerupft», SRF Kassensturz vom 24.02.09.
  2. Andrzej Rosinski, “Goose Production in Poland and Eastern Europe,” Department of Poultry Science, Agricultural University of Poznan, 1999.
  3. M.J. Gentle and L.N. Hunter, “Physiological and Behavioural Responses Associated With Feather Removal in Gallus Gallus Var Domesticus,” Research in Veterinary Science 50 (1991): 95-101.
    J. Janan et al., “Effect of Feather Plucking in Geese’s Blood Glucose Level,” Hungarian Veterinary Journal (Jun.2001).
  4. Árni Snæbjörnsson, “Eiderduck Farming in Iceland,” Fourth Circumpolar Agricultu ral Conference: Legacy and Vision in Northern Agriculture, Akureyri, Iceland, Aug. 2001.
  5. BBC Radio, “Cuddy’s Duck,” The Living World, narr. Brett Westwood, 3 Mar. 2002.
  6. Erwin Kessler, Verein gegen Tierfabriken VgT, «Kapok - die pflanzliche Alternative zu Gänse- und Enten-Daunen», 14.02.02.
  7. Jeroen van Rooijen, NZZ, «Zeit für warme Daunenjacken», 21.10.2014.
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