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20.12.2022 | Vivian

In Montreal haben sich 193 Staaten auf Ziele zum Schutz der Artenvielfalt geeinigt. Zentral dabei: Bis 2030 sollen mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen der Erde unter Schutz stehen. Die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung für die Artenvielfalt bleibt jedoch unerwähnt.

Nach zweiwöchigen Beratungen ist am Montagmorgen der 15. UN-Weltnaturgipfel mit einer von fast 200 Staaten unterschriebenen Vereinbarung zum Schutz der weltweiten Biodiversität zu Ende gegangen. Forscher:innen warnen, dass zurzeit rund eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind1 – bis Ende des Jahrhunderts könnte ein Zehntel aller Arten bereits verschwunden sein2. Diese Entwicklung zu stoppen, war das Ziel des Weltnaturgipfels. Im Zentrum der Konferenz stand das Vorhaben, bis 2030 mindestens 30 Prozent der globalen Meeres- und Landfläche als Artenschutzgebiet zu sichern. Dieses als «30x30» betitelte Ziel bildet nun auch das Herzstück der finalen Abschlusserklärung. 

Subventionen werden endlich abgebaut

Neben «30x30» sieht die von den Staaten beschlossene Vereinbarung grosse Fortschritte beim Thema Pestizide und umweltschädliche Subventionen vor. Die «Gefährdung» von Mensch und Umwelt durch Pestizide soll bis 2030 halbiert werden. Pestizide sind nicht nur für Menschen schädlich, sondern belasten unsere ganze Umwelt enorm. Einerseits leiden beispielsweise Bienen enorm unter Pestizideinsatz, andererseits gelangen die Giftstoffe durchs Versickern in den Boden, wo sie für unsere Ökosysteme unerlässlichen Kleinstlebewesen schaden3. Auch das Thema der umweltschädlichen Subventionen wurde endlich in die Biodiversitätsziele aufgenommen: Sie sollen im Jahr um 500 Milliarden Dollar reduziert werden. Diese Vorgabe ist überfällig, denn wie eine Studie zuletzt  gezeigt hat, werden weltweit jedes Jahr 1,8 Billionen Dollar in Subventionen investiert, die der Biodiversität – genauso wie dem Klima – schaden4. Das betrifft beispielsweise die Fleischproduktion im Amazonas, aber kann auch in der Schweiz mit der staatlichen Unterstützung der tierischen Landwirtschaft beobachtet werden5.

Weitere zentrale Punkte in der Abschlusserklärung des COP15 sehen verstärkte Investitionen in den Schutz der Artenvielfalt und insbesondere finanzielle Unterstützung hierfür für ärmere Länder vor. Erfreulicherweise wurde auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden bei Naturschutzbemühungen ins Zentrum gestellt. Grosse Unternehmen sollen zudem künftig ihren Einfluss auf die Artenvielfalt öffentlich machen. 

Pflanzliche Ernährung fehlt im Text

Trotz vieler positiver Punkte erwähnt die Erklärung den enormen negativen Einfluss des Konsums von tierischen Produkten auf die Artenvielfalt jedoch mit keinem Wort. Ziel 16 legt zwar das Ermutigen «nachhaltiger Konsumentscheidungen» nahe, doch in Bezug auf Essen wird im Absatz lediglich das Halbieren des globalen Food Waste genannt6. Dies obwohl zahlreiche Studien mittlerweile belegen, dass schon ein Verzicht auf Fleisch unseren persönlichen Biodiversitätsfussabdruck schlagartig um fast die Hälfte verringern kann. Allein die Produktion von Fleisch, insbesondere durch den grossflächigen Anbau von Futtermitteln und die damit in Zusammenhang stehende Abholzung und Entstehung von Monokulturen, macht bei einer deutschen Durchschnittsernährung fast 60% der Biodiversitätsfussabdrucks aus7. Dass der Weltnaturgipfel, genau wie auch die bisherigen Weltklimagipfel, diese Tatsache ignoriert, ist enttäuschend. 

Insgesamt ist die Einigung auf ein neues Biodiversitätsabkommen, insbesondere dank «30x30» sowie den Zielen in Bezug auf Pestizide und umweltschädliche Subventionen, zwar ein sehr positives Resultat. Das Fehlen messbarer Ziele, die oft wenig konkreten Formulierungen sowie die Tatsache, dass der Einfluss unserer Ernährung erneut enorm vernachlässigt wird, trüben das Bild jedoch stark. Wie bei allen COPs bleibt die Frage, ob die beschlossenen Punkte – sogar vorausgesetzt, sie werden umgesetzt – genug bewirken können, gross im Raum stehen.

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