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«Ohne tierische Produkte fühle ich mich wesentlich besser!»

Über Menschen, die im Showbusiness arbeiten, wird viel berichtet. Nicht alles ist wesentlich, doch die News über die Sängerin Jaël liessen uns aufhorchen: Die Frontfrau der Schweizer Band «Lunik» ist Veganerin geworden! Was hat sie dazu bewogen?

Waren Sie zuerst Vegetarierin, bevor Sie vegan wurden?

Nein, ich habe meine Ernährung gleich von Null auf Hundert geändert und konsumiere kein tierisches Eiweiss mehr. Allerdings nehme ich ab und zu Honig, um meine Stimmbänder geschmeidig zu halten.

Was hat Sie dazu bewogen, diese Umstellung zu machen?

Die Inspiration kam durch einen Kollegen, der plötzlich viel besser ausgesehen und gewirkt hat. Er ist Musiker, um die 40 Jahre alt und hat beobachtet, dass viele Leute um ihn herum an Diabetes, Herzproblemen oder Krebs erkranken. Vor allem das Buch von Dr. Colin Campbell, Professor für Biochemie an der Cornell University, hat ihn dann davon überzeugt, dass es hauptsächlich das tierische Eiweiss ist, welches mit sämtlichen sogenannten Zivilisationskrankheiten in Verbindung gebracht werden muss. Somit wurde er Veganer. Das wollte ich auch ausprobieren …

Dabei ist es nicht geblieben …

Nein, zuerst wollte ich mich lediglich ein paar Wochen lang pflanzlich ernähren, gewissermassen als Reinigung. Dann ist es mir aber so erstaunlich gut gegangen, dass ich dabeigeblieben bin. Ich habe eine Lactose-Intoleranz, wenn ich früher ein Fondue gegessen hatte, litt ich danach jeweils drei Tage lang. Das passiert mir heute nicht mehr! Ohne Milchprodukte fühle ich mich fitter, leichter und gesünder und leide nicht mehr unter Bauchweh wie früher oft nach dem Essen.

Schön, dass Sie öffentlich dazu stehen und sich als Veganerin geoutet haben! Engagieren Sie sich auch für Tiere?

Ich stehe zwar zu dieser Art, mich zu ernähren, möchte aber nicht missionieren. Ich habe gemerkt, dass sich andere Menschen von extremen Haltungen abgeschreckt fühlen. Am Anfang habe ich mich intensiv auf Vegan-Seiten im Internet umgesehen und bin dort sehr militanten Meinungen begegnet. Das finde ich schade, denn das dient niemandem und ist kontraproduktiv. Vielmehr stärkt es das Vorurteil und die Ablehnung gegenüber Veganern, als dass es einen zu einem Selbstversuch inspirieren würde, wenn man als Fleischesser als «Mörder» verschrien wird. Ich merke, dass Fleischesser bereits sehr defensiv auf meinen Entscheid, mich anders zu ernähren, reagieren, sogar wenn ich sie gar nicht angreife, einfach weil sie es gewohnt sind, dass sie jetzt gleich einen Vortrag gehalten bekommen. So ein Vegi möchte ich nicht werden. Lieber lebe ich vor, wie es ist, ein lustvoller Vegi zu sein, damit andere «gluschtig» werden.

Als Musikerin sind Sie oft unterwegs. Wie ist Ihre Erfahrung auf Reisen?

In vielen Städten findet sich alle paar hundert Meter ein Restaurant mit einem guten vegetarischen Angebot. In der Schweiz ist es oftmals schwieriger. Hier muss man sich richtig auf die Suche machen und wird auch schief angeschaut.
Manchmal ist es schon ein Problem, sich in einer Bäckerei ein kleines, veganes Picknick zu besorgen. London zum Beispiel ist in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich. Auch in Rom haben wir ein super Vegi-Restaurant entdeckt und ein tolles 5-Gang-Menü gegessen. Manchmal bestelle ich mir auch einfach eine Pizza ohne Mozzarella. Mit meinen Band-Kollegen habe ich immer wieder mal eine Diskussion. Wenn wir ein Konzert haben, fordere ich sie manchmal auf, mich zu begleiten, bis wir ein geeignetes Lokal finden. Da komm ich mir dann vor wie die Mama und sie stürzen sich voll in die Rolle der rebellierenden Kinder … (lacht). Es ist ein Thema, das für viele Leute sehr emotionell besetzt ist. Sich schnell einen Kebab zu schnappen, ist halt einfacher, als sich bewusst zu ernähren!

Haben Sie bereits in der Kindheit realisiert, dass Fleisch aus Tieren ist?

Nein, das war bei uns kein Thema, meine Mutter hat auch nicht täglich Fleisch gekocht. Selber habe ich mir nie Rinds- oder Schweinefleisch zubereitet, weil mir dieses jeweils wie ein Klumpen im Magen gelegen hatte.

Wie ist es heute, ist Ihr Partner auch Vegi?

Nein, und ich will ihn auch nicht davon überzeugen.

Haben Sie sich auch schon mit den Zusammenhängen zwischen unseren heutigen Umweltproblemen und der Nutztierhaltung auseinandergesetzt? Als Sängerin, die in der Öffentlichkeit steht, könnten Sie viel bewirken …

Ich denke, die Leute zu informieren und an ihren Menschenverstand zu appellieren, nützt weitaus mehr, als irgendwen krampfhaft überzeugen zu wollen. Schliesslich ist Ernährung etwas sehr Persönliches und ich bin überzeugt, dass ein jeder selber dazu finden muss, es quasi für sich entdecken muss. Sonst zieht man es dann eh nicht durch.

Nell Andris

Jaël Krebs persönlich

1979 in Bern geboren, erfand bereits als Kind eigene Melodien und klimperte auf Gitarre und Klavier der Eltern. Mit 13 sang sie in ihrer ersten Band. Viele weitere Bands in allen möglichen Stilrichtungen folgten. 1998 lernte sie im Studio Luk Zimmermann (Lunik) kennen, eine langjährige Zusammenarbeit nahm ihren Lauf. Jaël Krebs ist Sängerin und Songwriterin, sie arbeitet auch immer wieder als Gast bei verschiedenen Projekten.

Weitere Infos

Im September startete die Erfolgsband Lunik zum zweiten Teil der «Small Lights in the Dark»-Tour (so der Titel der aktuellen CD: www.lunik.com

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