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Swissvegs Vision für 2053

Eine Schweiz, in der Menschen und Tiere koexistieren. Eine Schweiz, in der es kein direkt durch uns Menschen verursachtes Tierleid mehr gibt. Wie schön wäre das. Ist diese Veränderung innerhalb von dreissig Jahren realistisch? Nein, so umfassend leider nicht. Wir können bis in dreissig Jahren aber in einigen Bereichen einiges verändern! Tauche ein in unsere Vision für das Jahr 2053, in eine Zukunft mit einer besseren Lebensqualität für alle Lebewesen.

Pflanzlich essen – die neue Norm

Wenn du am Sonntag in die Stadt gehst, springt dich bunte Werbung an, die für allerlei Produkte wirbt. Du bist froh, kein «glückliches» Kalb «dank Familienanschluss»1 mehr auf den Plakaten zu sehen, denn Werbung für tierische Produkte wurde verboten. Wenn du Hunger hast, kannst du dich in irgendein Restaurant setzen. Die Gerichte sind grösstenteils vegan. Das Essen schmeckt super lecker, denn nachdem die Ausbildung zum Pflanzenkoch bzw. zur Pflanzenköchin immer beliebter wurde, ist sie inzwischen zur Standardausbildung geworden. Dies geschah durch Druck der Bevölkerung auf die Politik, da die pflanzenbasierte Ernährung viel mehr im Einklang mit unseren Umwelt- und Gesundheitszielen steht. Zum Beispiel hat die Schweiz nach dem Vorbild USA/Kanada Ernährungsrichtlinien gemäss aktuellem wissenschaftlichem Stand ausgearbeitet.2 Auch das Tierwohl wurde für die Konsument:innen immer relevanter. So kannst du heute deine Oma im Spital besuchen und dabei aus den unterschiedlichsten veganen Gerichten auswählen. Es gibt zwar noch einige Fleischgerichte, dabei handelt es sich jedoch grösstenteils um kultiviertes Fleisch. Menüs mit tierischen Produkten findet man nur noch selten, denn diese sind sehr teuer, seit vor einigen Jahren CO2-Abgaben auf tierische Produkte eingeführt wurden. Ausserdem sind sie mit Warnhinweisen versehen: Es sind keine Rinder auf saftig grünen Wiesen mehr zu sehen, sondern es wird auf die klimaschädlichen Folgen, die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und auf die Einschränkungen, die die Tiere erleiden, aufmerksam gemacht.

Bewusstsein dank Aufklärung

Früher wussten die Menschen kaum Bescheid über die Zusammenhänge in der Herstellung tierischer Produkte. 2022 wussten beispielsweise 56% der Befragten nicht, dass eine Kuh nur dann Milch gibt, wenn sie ein Kalb geboren hat.3 Dank viel Aufklärungsarbeit – auch in Schulen – gehört das Wissen über die Herstellung tierischer Produkte und die Zusammenhänge in dieser Industrie nun zum Allgemeinwissen. Auch Swissveg hat bei dieser Aufklärungsarbeit eine zentrale Rolle gespielt. Bei den älteren Generationen waren einige Aha-Momente nötig. Doch gerade Kinder, die nun nicht mehr mit der Unterteilung in Nutztiere, Wildtiere und Haustiere aufwachsen und somit auch ihrer Empathie gegenüber Tieren freien Lauf lassen können, sehen Tiere erst gar nicht mehr als Nahrungsmittellieferanten an. Im Gegenteil, die Tiere werden heute als fühlende Lebewesen mit eigenen Interessen wahrgenommen. Die Menschen sind sensibilisiert und sind sich der Konsequenzen des Konsums tierischer Produkte für die Umwelt, ihre Gesundheit und vor allem die betroffenen Tiere bewusst.

Auswirkungen auf alle Lebensbereiche

Vegan wird immer mehr zum neuen Normal. So haben beispielsweise pflanzliche Milchalternativen kein separates eigenes Regal mehr. Dieser Wechsel in der Wahrnehmung von Tieren äusserte sich nicht nur in der schrittweisen Senkung des Fleischkonsums, der riesigen Auswahl an Milchalternativen und anderen Veränderungen im Hinblick auf tierische Produkte. Er wirkte sich auch auf andere Bereiche aus: Zuerst wurde die Deklarationspflicht verschärft, später wurde ein Importverbot für Pelz und Leder eingeführt. Stattdessen rückten nachhaltiger Kunstpelz und nachhaltiges Kunstleder in den Vordergrund. Die rote Farbe in Lippenstiften und Nagellacken wird nicht mehr aus Läusen gewonnen. Auch werden zur Herstellung von fett- und schmutzlösenden Tensiden keine tierischen Fette mehr verwendet. Die Verschiebung weg von tierischen hin zu pflanzlichen Produkten wirkte sich auch positiv auf die Umwelt aus: Denn bereits damals, im Jahr 2023, war klar, dass sich die Tierhaltung mit dem Netto-Null-Ziel bezüglich Treibhausgasausstoss nicht vereinbaren lässt.4 Der Druck auf die Landwirtschaft stieg, die Nutztierhaltung verschwand mehr und mehr, was die Wasser- und Luftqualität bedeutend verbessert hat. Auch die Biodiversität hat davon profitiert, gerade in Bergregionen. Insgesamt leben die Menschen gesünder, Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und andere Krankheiten sind fast verschwunden. 

Die Tiere wieder im Blickfeld

In erster Linie hat das Sichtbarmachen der Tiere den Wandel beschleunigt: Weg von tierischen Erzeugnissen hin zu Produkten, die im Einklang mit unseren Gesundheits- und Umweltzielen sowie einem ethischen Umgang mit den Tieren und unserer Mitwelt stehen. Vieles hat da zusammengespielt. Es gab immer mehr Berührungspunkte zwischen Menschen und Tieren. Besonders gut war dies überall dort zu sehen, wo sich die Lebensräume der Menschen und Tiere zunehmend überschnitten, beispielsweise bei den Stadttauben, den Stadtfüchsen und dem Wolf. Die Menschen interessierten sich daraufhin immer mehr für diese Tiere und lernten ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten, aber auch ihre Eigenheiten kennen. So wuchs das Verständnis für immer mehr Tiere, was den Weg für mehr Empathie ihnen gegenüber ebnete. Die Tiere sind insgesamt wieder ins Blickfeld von uns Menschen gerückt, wir sehen sie aber nicht mehr auf dem Teller oder hinter Scheiben. Sondern wir sehen sie im Wald, auf der Wiese, im Stadtpark, in den Bergen, im See, Fluss oder Meer. Der Ausstieg aus den Tierversuchen war die erste grosse Veränderung, später wurden auch Zoos überflüssig. Letztere wurden durch Wanderungen zu «Wildtierverkehrsknotenpunkten» ersetzt, man beobachtet also die Tiere, wo sie bei Wildtierübergängen zum Beispiel die Zuggleise überqueren. Die grösste Herausforderung – vor allem wegen der Lobbyarbeit des Bauernverbands – war die Landwirtschaft. Auch dort gibt es keine weggesperrten Tiere mehr. Heute funktioniert das Zusammenleben zwischen Menschen und Tieren sehr gut. Und wenn es doch zu Konfliktsituationen kommt, haben die Tiere auf politischer sowie auf gesetzlicher Ebene Vertreter:innen, die ihre Interessen vertreten und somit sicherstellen, dass ein für alle Beteiligten fairer Ausweg erarbeitet wird. 

Neuorientierung der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat sich mit Abstand am meisten verändert. Landwirt:innen, die erst seit einigen Jahren im Business sind, können sich kaum vorstellen, wie der Alltag auf dem Hof vor dreissig Jahren ausgesehen haben muss. Heute wird Nahrung für den direkten menschlichen Verzehr angebaut, nur noch ganz wenige halten Tiere. Dabei wird auch immer mehr auf geschlossene Kreisläufe geachtet: Die bio-vegane Landwirtschaft hat grosse Fortschritte gemacht. Die vegane Landwirtschaft produziert keine tierischen Lebensmittel und verzichtet auf den Einsatz von tierischem Dünger. Wird sie gemäss dem Bio-Standard betrieben – das heisst auch kein Einsatz von künstlich hergestellten Mineraldüngern – spricht man von bio-veganer Landwirtschaft. Inzwischen hat schon über die Hälfte der Höfe auf bio-vegan umgestellt. Den Grundstein dafür legte vor dreissig Jahren die weitere Diskussion der AP22+, sowie auch die Volksinitiative «Für eine sichere Ernährung».5 Dadurch wurden nämlich die Rahmenbedingungen für die Förderung pflanzlicher Lebensmittel auf politischer Ebene geschaffen. Zuerst wurde die Neuverteilung der Subventionen zugunsten der Nahrungsmittel, die zur direkten menschlichen Ernährung angebaut werden, gefordert und umgesetzt. Aus diesem Grund durften in einem nächsten Schritt nur noch so viele Tiere gehalten werden, wie auch mit inländischem Futter ernährt werden konnten. Auch die Richtlinien bei der Tierhaltung wurden zu recht immer strenger. Die Lobby-Organisationen Swissmilk und Proviande konnten sich dem Wandel nicht länger entgegensetzen, sie setzen sich heute für pflanzliche Milch respektive kultiviertes Fleisch ein. Wir sind optimistisch, dass auch die wenigen Tiere, die jetzt noch genutzt werden, bald in Freiheit leben können.

Umgestaltung der Gesetzeslage und Rechtspraxis

Als die Menschen einen Platz für Tiere einforderten und die Mittel dazu sowie deren Umsetzung auf politischer Ebene diskutiert wurden, spielten die Umgestaltung der Gesetzeslage sowie die allgemeine Rechtspraxis eine wichtige Rolle. Die Einführung des Verbandsklagerechts nicht nur für Umweltschutzorganisationen, sondern auch für Tierrechts- und Tierschutzorganisationen hat beispielsweise vieles verändert, auch wenn es heute nur noch selten in Anspruch genommen wird. Auch das Einsetzen von Tieranwält:innen auf nationaler Ebene – entsprechend dem von 1992 bis 2010 im Kanton Zürich existierenden Amt – zeigte die gewünschte Wirkung. Inzwischen ist das Tierschutzgesetz (TSchG) keine Nutzungsgrundlage mehr. Das heisst, anstatt ihre Nutzung zu regeln, ist das TSchG  nun auf die Interessen und Fähigkeiten der Tiere ausgerichtet. Bei der Abstimmung im Jahr 2052 wurde die Forderung zur Ausweitung von Grundrechten von Primaten, die 2045 eingeführt wurden, auf alle Säugetiere angenommen. Das sollte in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch der Begriff der Tierwürde, der in der rechtlichen Praxis immer mehr an Gewicht gewonnen hat. Nun wird darüber diskutiert, allen empfindungsfähigen Tieren Grundrechte zuzugestehen.

Neue Normalität

Inzwischen ist eine neue Normalität entstanden. In vielen Bereichen hat sich ein kompromissbasiertes geregeltes Miteinander etabliert. Zum Beispiel im Wald: Die Rehe werden nicht mehr gejagt und so müssen sie sich auch nicht in die Wälder zurückziehen und die jungen Sprosse abknabbern. Sie können jetzt auf den Wiesen grasen, was als Weidegänger ihrem natürlichen Verhalten entspricht. Dadurch kann gerade der wirtschaftlich genutzte Wald wieder ohne Schäden gedeihen. Dem Artenschutz zuliebe gibt es aber auch viel Waldfläche, die frei wachsen darf und die nicht wirtschaftlich genutzt wird. Dank den verschiedenen Massnahmen, die im Rahmen der Aufklärungsoffensive umgesetzt wurden, haben zum Beispiel auch Zoos ihre Legitimität verloren. Die grösste Veränderung haben die Nutztiere erlebt: Es gibt keine eingesperrten und unsichtbaren Nutztiere mehr, keine männlichen Küken und Kälber, die getötet werden, weil wir sie nicht brauchen können. Den Begriff «Nutztiere» kennen ältere Generationen noch, die jungen Menschen begegnen ihm vor allem auf alten Bauernhöfen, die nun zum Museum umgestaltet wurden. Übrigens, auch die Schlachthöfe haben ein neues Aussehen: Sie sind mit Blumen geschmückt, wie wir es vom Friedhof kennen. Diese Veränderungen bei den Tieren haben sich Hand in Hand mit Veränderungen bei uns Menschen entwickelt: Nachdem eine fleischlastige Ernährung die Krankenkassenkosten zuerst in die Höhe hat schnellen lassen, sind heute viel weniger Menschen von Zivilisationskrankheiten betroffen. In dieser Phase der Umstellung und Neuorientierung hat Swissveg der Schweizer Bevölkerung, wie auch vielen Unternehmen und Institutionen, beratend zur Seite gestanden. Auch die Nachbarländer haben sich von unserem Modell inspirieren lassen, weshalb Swissveg nun noch internationaler tätig ist. Das hat nicht zuletzt auch auf wirtschaftlicher Ebene zu grossen Veränderungen geführt: Die veganen Produkte wurden im Vergleich zu den tierischen immer günstiger, weil sie in immer grösseren Mengen produziert werden konnten und weil die Subventionen gerechter verteilt wurden. Dies beschleunigte den Wandel hin zu einer veganen Ernährung als neue Normalität in Restaurants und mehrheitlich veganen Produkten in den Supermärkten.

Swissvegs Vision

Klar, langfristig wollen wir eine vegane Schweiz. Eine komplett vegane Schweiz. Was meinen wir mit «vegan»? Es geht für uns darum, tierische Produkte durch Produkte zu ersetzen, die weitgehend ohne Tierleid hergestellt werden können und somit insgesamt für Mensch, Tier und Umwelt weniger schädlich sind. Das Ziel ist es, dass Tiere kein direkt und möglichst wenig indirekt durch uns Menschen verursachtes Leid mehr erfahren müssen. 
 

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