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21.11.2022 | Vivian

Am Wochenende ist der 27. Weltklimagipfel zu Ende gegangen. Die Resultate sind einmal mehr ernüchternd: Trotz kleiner Fortschritte bleibt die angestrebte maximale Erderwärmung von 1,5°C in weiter Ferne. Auch Landwirtschaft und Ernährung wurden nur oberflächlich behandelt.

Fast zwei Wochen lang haben Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt in Ägypten ausgehandelt, wie es politisch weitergehen soll im Umgang mit der Klimakrise. Im Zentrum des diesjährigen COPs stand die Implementierung konkreter Massnahmen, die das Klimaziel einer Erderwärmung von maximal 1,5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit umsetzbar machen. Erfreulicherweise standen dabei erstmals auch die Themen Ernährung und Landwirtschaft auf dem Programm. Doch einen Plan, der unsere Klimaziele in greifbarere Nähe rückt, gibt es auch nach dem Ende der Konferenz nicht. 

Kleine Hoffnungsschimmer, grosse Enttäuschungen

Einige positive Entwicklungen kann die Klimakonferenz in Sharm El Sheikh verzeichnen. Einerseits wurde der Aufbau eines Fonds beschlossen, der ärmere und durch den Klimawandel besonders bedrohte Länder mit Ausgleichszahlungen im Fall von klimabedingten Schäden und Verlusten unterstützt. Andererseits wurde unsere Ernährung erstmals als zentrales Thema anerkannt: Landwirtschaftlichen Anpassungen war ein ganzer Tag auf der Agenda gewidmet, zudem gab es zahlreiche Nebenveranstaltungen und Ausstellungen, die auf die Rolle unseres Ernährungssystems aufmerksam machten.

Trotzdem gibt es nach Ende der Konferenz so gut wie keine Ergebnisse zum Thema vorzuweisen. Denn anstatt die Nachhaltigkeit der industriellen Landwirtschaft grundsätzlich infrage zu stellen, ging es am COP hauptsächlich darum, wie diese mithilfe technologischer Innovationen optimiert werden kann1. Die Klimaschädlichkeit der tierischen Landwirtschaft war trotz des Thementags Landwirtschaft – genau wie an so gut wie allen vorhergehenden COPs2 – kaum ein Thema. Die Tatsache, dass ein wirklich nachhaltiger Ansatz ein grundlegendes Umdenken unseres Ernährungssystems, und damit eine deutliche Reduktion der Nutztierhaltung, erfordert, blieb in den Verhandlungen somit erneut unerwähnt. 

Die Zeit läuft uns davon

Trotz positiver Vorzeichen ist der Ausgang des COP27 somit enttäuschend; den geplanten drastischen Emissionssenkungen ist die Welt kaum näher als zuvor. Dies gerade auch, weil die Ernährung ein weiteres Mal vernachlässigt wurde: Unser Essen ist für rund 30% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich3, wovon fast 60% aus der sogenannten Nutztierhaltung stammen4. Insgesamt ist das mehr, als der weltweite Transportsektor ausstösst. Wann wird der Ernährung also endlich eine entsprechend zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel zugesprochen? Wann wird eine Ernährungsumstellung nicht mehr nur als Hindernis, sondern auch als enorme Möglichkeit für unmittelbar spürbare Veränderung angesehen? Ihre Aufnahme ins Programm an diesem COP lässt hoffen, dass unser Ernährungssystem bei zukünftigen Weltklimagipfeln eine grössere Rolle spielen wird – die Frage ist nur, ob das früh genug sein wird. Auch bei der UN-Biodiversitätskonferenz nächsten Monat sind «unnachhaltige Landwirtschaftspraktiken» zentraler Programmpunkt, denn die Lebensmittelproduktion ist auch die Hauptursache des weltweiten Artensterbens. Ob der UN-Gipfel in Montreal dies entsprechend anerkennt, bleibt abzuwarten. 

 

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