Verblüffende Parallelen zwischen Fleisch essen und Zigaretten rauchen.
Zigaretten und Fleisch haben vieles gemeinsam: Lange Zeit galten sie als gesund, chic und als Zeichen für Wohlstand. Zumindest beim Tabak ist diese Ansicht mittlerweile veraltet. Was muss geschehen, damit es auch beim Fleisch soweit sein wird?
Lungenkrebs – Übergewicht
Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr 5 Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Seitdem die gesundheitsschädlichen Wirkungen des Rauchens medizinisch erwiesen sind, gab es in verschiedenen Ländern immer wieder Appelle an politische Entscheidungsträger, dem Rauchen von staatlicher Seite entgegenzuwirken.
Eines der grössten Gesundheitsprobleme ist heute krankhaftes Übergewicht (Adipositas). Menschen, die weniger tierische Produkte konsumieren, leiden hingegen nachweislich viel seltener an Übergewicht.[1] Das bestätigt auch die Eidg. Ernährungskommission vom Bundesamt für Gesundheit (BAG):
«Es geht aus vielen epidemiologischen Studien klar hervor, dass Personen mit einer ovo-lacto-vegetarischen Ernährung im Vergleich zu Omnivoren
• weniger häufig an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben und bessere Blutlipidwerte aufweisen
• weniger häufig an Krebs sterben und auch ein kleineres Risiko haben, an Krebs zu erkranken
• tiefere Blutdruckwerte und tiefere BMI-Werte haben.» [2]
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts Deutschland von 1997 könnte sinngemäss so auch auf den Fleischkonsum übertragen werden:
«... nach heutigem medizinischem Kenntnisstand ist gesichert, dass Rauchen Krebs sowie Herz- und Gefäßkrankheiten verursacht und damit zu tödlichen Krankheiten und Gesundheitsgefahren für nicht rauchende Mitmenschen führt. Bei Tabakerzeugnissen handelt es sich um Genussmittel, bei deren bestimmungsgemäßer Verwendung Gesundheitsschäden regelmäßig auftreten» (BVerfG, B. v. 22. Januar 1997, Az. 2 BvR 1915/91, in: BVerfGE 95, 173).
» Der Fleischkonsum ist für die Gesundheit mindestens so schädlich wie rauchen.
Tabaksteuer - Fleischsteuer
Grundsätzlich war es für den Staat lange Zeit schwierig, in welcher Form er effektiv dem Tabakkonsum entgegenwirken kann, denn er befindet sich in einem Dilemma, das von gegensätzlichen Interessen geprägt ist: Auf der einen Seite ist er dazu verpflichtet, die gesundheitspolitischen Anliegen der Schweiz umzusetzen, andererseits soll die persönliche Entscheidungsfreiheit der Bürger nicht mehr als nötig eingeschränkt werden. Die Einführung einer Tabaksteuer im Jahr 1970 brachte die Lösung, weil diese für den Staat eine Einnahmequelle darstellt und er die Steuerbelastung mit dem Schutz der Volksgesundheit rechtfertigen kann.
Aufbauend auf diesem Gedanken ist auch eine sogenannte Fleisch- oder CO2-Steuer denkbar. Seit einiger Zeit taucht immer wieder die Forderung nach einer Besteuerung von umweltbelastenden Lebensmitteln auf. Die Idee ist es, Produkte, die viele Ressourcen benötigen und die Umwelt belasten, mit einer Steuer zu belegen und so deren Konsum zu verteuern. Aufgrund der immensen ökologischen Auswirkung bei der Herstellung von tierischen Produkten wären diese besonders betroffen.
» Umweltbelastende Lebensmittel sollten besteuert werden.
Schutz für Menschen – Respekt vor Tieren
Um die Menschen vor der ungewollten Aufnahme des Passivrauchs zu schützen, wurden verschiedene Massnahmen ergriffen: Spezielle Nichtraucherabteile in Zügen und Restaurants, ein Rauchverbot an öffentlichen Plätzen und Institutionen, und mittlerweile ist in vielen Kantonen grundsätzlich das Rauchen in Restaurants verboten.
Im Gegensatz zum Passivrauchen leidet kein Mitmensch direkt darunter, wenn jemand ein Stück Fleisch isst. Leider ist den wenigsten Fleischessern während des Essens aber bewusst, dass auf ihrem Teller ein Tier liegt, das allein für den Fleischkonsum gehalten und getötet wurde. Jedes Jahr müssen in der Schweiz 60 Millionen Tiere geschlachtet werden, kaum eines davon wird älter als ein Jahr. Warum aber sehen wir diese Tiere nie, wenn es doch siebenmal mehr von ihnen gibt als Einwohner in der Schweiz? Der Grund ist, weil besonders Schweine und Geflügel in grossen Gruppen und Ställen gehalten werden – für Auslauf ist kein oder zu wenig Platz. Flächenmässig wäre es in der kleinen Schweiz ansonsten unmöglich, so viele Tiere zu halten. Der Hunger nach Fleisch bringt es zwangsläufig mit sich, dass grundlegende Bedürfnisse der Tiere eingeschränkt werden müssen. Die Verringerung von Tierleid wäre demnach ein weiterer Grund, den Fleischkonsum einzuschränken.
» Aus Respekt vor unserer Mitwelt den Fleischkonsum reduzieren.
Verbieten – Gebieten?
Diskussionen über Rauchverbote lassen erkennen, dass Rauchverbote von Rauchern oft nicht als Mittel des Nichtraucherschutzes verstanden werden, sondern dass viele Raucher meinen, es würde ein Verbot des Konsums von Tabak selbst bezweckt werden.
Die gleichen Reaktionen hört man auch immer wieder, wenn es um die Einführung eines vegetarischen Wochentags geht. Oftmals beschweren sich die Bürger, dass ihnen vorgeschrieben wird, was sie essen sollen. Doch darum soll es bei einem Vegi-Tag nicht gehen. Hingegen sollen der unverhältnismässig grosse Anteil an Fleischmenüs reduziert und der Zugang zu fleischlosen Menüs für Köche und Gäste erleichtert werden. Ausserdem ist es wichtig, die Bevölkerung mit den Auswirkungen des Fleischkonsums zu konfrontieren, sodass jeder auf der Grundlage von ehrlichen Informationen für sich eine Entscheidung treffen kann.
» Eigenverantwortung durch ehrliche Aufklärung stärken.
Schlussfolgerung
Die Gegenüberstellung von Tabak- und Fleischkonsum sollte Vegetariern Mut machen, denn die Parallelen zwischen den beiden Konsumgütern sind augenscheinlich. Wirtschaftliche Interessen fördern deren Konsum trotz der zunehmenden Erkenntnis über dessen Schädlichkeit für Mensch, Tier und Umwelt. Wie die Geschichte des Tabaks aber gezeigt hat, besteht durchaus Hoffnung, dass Politik und Wirtschaft zukünftig Interesse daran haben könnten, den Fleischkonsum zu begrenzen. Was es dazu braucht, ist eine starke vegetarische Lobby, die in der Öffentlichkeit ernst genommen wird. Swissveg arbeitet auf jeden Fall daran, den berechtigten Anliegen der Vegetarier und Veganer Gehör zu verschaffen.
Artikel zu diesem Thema im Tagesanzeiger vom 10.7.2015, «Würste sind die neuen Zigaretten»