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11.01.2023 | Vivian

Um die Auswirkung unserer Ernährung aufs Klima zu reduzieren, wird oft empfohlen, möglichst regional zu essen. Was viele nicht wissen: Eine pflanzliche Ernährung hat einen weitaus grösseren positiven Effekt auf unseren Treibhausgasausstoss als eine bloss regionale Ernährung.

Die Schweizer Alpen sind frühlingshaft grün, unzählige europäische Länder brechen saisonale Wärmerekorde – der Klimawandel ist so unmittelbar spürbar wie selten zuvor. Dass unsere Ernährung einen direkten Einfluss auf die Klimaveränderungen hat, ist mittlerweile klar. Schliesslich ist rund ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen auf die Produktion unseres Essens zurückzuführen1. Empfehlungen, wie wir die negativen Umweltauswirkungen unserer Ernährung reduzieren können, hört man entsprechend viele. Doch welche Ernährungsumstellung bringt dem Klima am meisten?

Lokal oder pflanzlich – die meisten wissen es nicht

Zwei der häufigsten Empfehlungen für eine klimafreundlichere Ernährung sind der vermehrte Konsum pflanzlicher Lebensmittel sowie ein Fokus auf lokal produzierte Nahrungsmittel. Doch wenn es darum geht, wie viel diese Massnahmen wirklich bringen, herrscht bei vielen Menschen Unklarheit. Das zeigt eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Ipsos. Fast 60% der Befragten aus über 30 Ländern waren der Meinung, dass eine aus lokal produzierten Lebensmitteln bestehende Ernährung – inklusive Fleisch und Milchprodukten – mehr Treibhausgase einspart als eine pflanzliche Ernährung, die importierte Nahrungsmittel beinhaltet. Tatsächlich ist eine pflanzliche Ernährung jedoch weit klimafreundlicher. Das wussten auch die befragten Schweizer:innen nicht: Mit 73% setzten 16% mehr als im globalen Durchschnitt auf eine lokale Ernährung. Einzig die indische Bevölkerung tippte richtig auf die fleischlose Option2

Umfrageergebnisse zur Klimafreundlichkeit veganer gegenüber regionaler Ernährung

Ist eine regionale oder eine pflanzliche Ernährung klimafreundlicher? Umfrageergebnisse aus 30 Ländern. Quelle: Ipsos.


Einfluss vom Transport vernachlässigbar

Tatsächlich ist der Transportweg bei der Lebensmittelproduktion nur für einen sehr kleinen Teil des Treibhausgasausstosses verantwortlich – bei den meisten Produkten für unter 10%1. Bei einer lokalen Ernährung anzusetzen, um den eigenen Ernährungsfussabdruck zu reduzieren, ist gemäss Dr. Hannah Ritchie entsprechend «einer der schlechtesten Ratschläge» überhaupt wenn es um eine klimafreundliche Ernährung geht3. Viel mehr würde es bringen, den Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren, denn die Produktion jener allein ist für rund die Hälfte aller Emissionen der Lebensmittelherstellung verantwortlich1. Dies insbesondere durch ihren grossen Landbedarf sowie durch die Tatsache, dass die Tierhaltung nicht nur grosse Mengen CO2, sondern auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas ausstösst, die den Klimawandel stark vorantreiben. Der Transportweg hingegen macht bei Rindfleisch beispielsweise nur rund 0.5% der Emissionen aus – selbst wenn es von so weit her wie Südamerika kommt3

 

Foto von pflanzlichen Lebensmitteln

Pflanzliche Lebensmittel sind besonders klimafreundlich – selbst importiert. Bild: Canva.


Die Treibhausgaswerte für einzelne Nahrungsmittel lassen sich auch auf die gesamte Ernährung einer Person übertragen. In der EU machen Transportemissionen nur durchschnittlich 6% der ernährungsbedingten Treibhausgase aus – tierische Produkte dagegen 83%4. Natürlich macht es Sinn, beim Lebensmittelkauf auf Saisonalität und kurze Transportwege zu achten. Doch grundsätzlich ist was wir essen weit wichtiger für die Klimaauswirkung unserer Ernährung, als woher es kommt. Eine Ausnahme sind mit dem Flugzeug transportierte Lebensmittel. Sie haben rund 50-mal höhere Emissionen als mit dem Boot transportierte. Es handelt sich dabei meist um leicht verderbliche Produkte von weit weg. Generell gilt: Pflanzlich und regional einkaufen ist wann immer möglich die beste Option. Doch im Zweifelsfall ist der Griff zu pflanzlichen statt tierischen Produkten die bei Weitem effektivste Möglichkeit, unsere Ernährung klimafreundlich zu gestalten.

 

1 Poore, J. und Nemecek, P., 2018. 'Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers', Science.

2 Ipsos, 2021. Perils of Perception: Environmental Perils. 

3 Ritchie, H., 2020. 'You want to reduce the carbon footprint of your food? Focus on what you eat, not whether your food is local', Our World in Data.

4 Sandström, V. et al., 2018. 'The role of trade in the greenhouse gas footprints of EU diets', Global Food Security.

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