Seit der Schweizer Sänger Patrick von Castelberg im Jahr 2003 in der Show Art On Ice brillierte und im darauffolgenden Jahr mit Gotthard-Frontmann Steve Lee bei den Sports Awards auftrat, kennen ihn viele. Im Magazin eines Grossverteilers outete sich der Tenor als Fast-Veganer – wir wollten mehr wissen.
Demonstration vor dem KreisgerichtPatrick von Castelberg, warum haben Sie sich für eine Lebensweise ohne tierische Produkte entschieden?
Das ist eine längere Geschichte, sie begann, als ich etwa zwölf Jahre alt war und das Reiten entdeckte. Ab da war Pferdefleisch für mich tabu. Obschon die konventionelle Ernährung mit Fleisch in meiner Familie eine grosse Rolle spielte, wurde das problemlos akzeptiert.
Wie ging es weiter?
Habe ich früher gelegentlich Schweinefleisch gegessen, begann mich dieser typische Geruch mehr und mehr zu stören, weshalb ich von einem Tag auf den anderen darauf verzichtete. Später habe ich auch Rind weggelassen und nur noch Poulet oder Fisch gegessen. Als ich vor etwa vier Jahren meinem Nachbarn half, seine ausgebüxten Hühner einzufangen und diese zitternden Wesen in den Armen hielt, spürte ich, dass es nicht okay ist, ihre Artgenossen ermorden zu lassen und zu essen. Wie hätte ich diese Hühner süss finden und später einen Teller Pouletflügeli verspeisen können?
Wieso essen Sie dann heute auch keine Eier und fast keine Milchprodukte mehr?
Bis dahin war für mich der Vegetarismus eine Geschmacksfrage gewesen. Nach diesem berührenden Erlebnis mit den Hühnern hat sich das geändert und ich begann, mich näher darüber zu informieren, was der Mensch zum Leben braucht und was nicht. Danach konnte ich nicht mehr weitermachen wie bisher. Ich will seither im Bewusstsein leben können, dass wegen meiner Konsum- und Essensgewohnheiten keine anderen Lebewesen leiden müssen. Egal ob Mensch oder Tier.
Demonstration vor dem KreisgerichtDennoch bezeichnen Sie sich als «Fast-Veganer».
Manchmal gibt es nachts nach einem Auftritt oftmals als einzige vegetarische Wahl ein Käsebrötchen. Aber wenn immer möglich, verzichte ich auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs. Gelegentlich esse ich Schokolade, aber grundsätzlich schwarze, weil dort keine Milch drin ist. Oder ich greife stattdessen gleich zu einer Banane oder ein paar Datteln. Wer auf Industriefood verzichtet, entdeckt die ursprünglichen Geschmacksrichtungen wieder. Ich freue mich jetzt schon auf die Ferien mit meiner Frau in Ungarn, die Pfirsiche dort schmecken göttlich, und es gibt frische Feigen und feine Mandeln!
Sie sind verheiratet – was sagt Ihre Frau zu Ihrem neuen Lebensstil?
Sie war schon Vegetarierin, als wir uns vor zehn Jahren kennenlernten, hat mich aber nie bedrängt, was bei mir sowieso nicht funktioniert hätte. Es zeigt mir, dass man mit Respekt und Toleranz am weitesten kommt. Klar hat sie immer wieder über Vegetarismus gesprochen, aber vor allem ging sie mit einem guten Beispiel voran. Dass wir daheim und wenn möglich auch auswärts vegan leben, haben wir gemeinsam beschlossen. Wir haben die Vegusto-Produkte entdeckt, greifen aber oftmals gleich zu Rohkost.
Was sagen Sie zum Angebot an veganen Produkten?
Ich sehe mich veranlasst, vermehrt in Reformhäusern einzukaufen, obwohl auch die Grossverteiler geeignete Produkte anbieten. Das meiste schmeckt zwar gut, aber mit Blick auf die Zutatenliste verzichte ich lieber. Kürzlich wollte ich ein Soja-Line-Produkt kaufen und habe nachgeschaut, was hinter den angegebenen E-Nummern steckt – mehrere davon stehen unter Verdacht, Krebs zu verursachen! Zudem enthalten sie oft gehärtete Fette. Warum produziert man derart an den Bedürfnissen von gesundheitsbewussten Menschen vorbei?
Sie sind oft unter Menschen – sprechen Sie das Thema Ernährung an?
Ja, man kann ja nicht immer nur übers Wetter reden! Seit ich fast vegan lebe, konfrontiere ich andere häufiger mit ihrem Tun als früher. Man kann doch die Augen nicht vor der Tatsache verschliessen, dass der Fleisch- und Milchprodukte-Konsum so viel Zerstörung anrichtet!