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Medienmanipulation

Bei der heutigen Flut an Informationen lesen die meisten Menschen nicht mehr jeden Artikel vollständig. Oft werden nur noch die Titel oder Einleitungen gelesen. Dies machen sich Journalisten zu Nutze, indem sie die Titel gemäss ihren Wünschen manipulieren.

Manipulative Titel

Der landwirtschaftliche Informationsdienst veröffentlichte am 27.4.2006 eine Pressemeldung unter dem Titel: «Schweizer haben mehr Appetit auf Fleisch». Eigentlich eine klare und eindeutige Aussage, könnte man meinen. Wenn man den ersten Satz des Werbetextes liest, wird man darin noch bestätigt: «In der Schweiz ist letztes Jahr 1,5 Prozent mehr Schweine- und Rindfleisch konsumiert worden.» Nur diejenigen Leser, die den ganzen Artikel lesen, bemerken, dass beim Rest des Artikels die ersten Aussagen stark relativiert bzw. sogar negiert werden: Der Geflügelfleischkonsum ging um 2,5% zurück und der Gesamtkonsum an Fleisch blieb in etwa gleich: «Insgesamt ist der Konsum von Fleisch, Geflügel und Fisch konstant geblieben.» Wie lässt sich diese Aussage mit dem Titel derselben Medienmitteilung vereinbaren?

Manipulation durch Auslassung

Nicht alle Medien wagen es, sich selbst in ein und demselben Artikel zu widersprechen, in der Hoffnung, dass die Leser sowieso nicht den ganzen Artikel lesen. Deshalb ist eine weitere verbreitete Manipulationsmöglichkeit diejenige der Auslassung: Dinge, die man ablehnt, werden einfach weggelassen und andere Tatsachen dafür hervorgehoben. Ein Beispiel ist die Berichterstattung über die gesundheitlichen Vorteile des Kakaos. Nachdem man diese festgestellt hatte, war es nahe liegend, Versuche mit der Schokolade zu machen. Dabei stellten alle Studien eindeutig fest, dass nur Schokolade ohne Milchzusatz den gesundheitlichen Vorteil des Kakaos entfalten kann.1 Da die Milch jedoch von der offiziellen Ernährungswissenschaft nach wie vor als uneingeschränkt gesund propagiert wird, passt dieser Nachteil der Milch nicht ins Bild und musste deshalb irgendwie umgangen werden. So kann man z.B. in der April-Ausgabe der «Tabula» (Zeitschrift der Schweizer Gesellschaft für Ernährung) unter dem Titel «Kakao senkt Sterberisiko» alles über den Vorteil des Kakaos lesen, sogar die Schokolade wird erwähnt, aber mit keinem Wort wird darauf hingewiesen, dass alles, was in diesem Artikel geschrieben steht, nicht mehr gilt, wenn man den Kakao mit Milch konsumiert. Besonders gravierend ist diese Auslassung, wenn man bedenkt, dass Milchschokolade in der Schweiz viel verbreiteter ist als solche ohne Milch.
Dass dieselbe Organisation zwar das Buch «Milch besser nicht»2 gekauft hat, aber dann doch davon absah, eine Buchbesprechung darüber zu machen, vervollständigt das Bild: Da das Buch sehr gut recherchierte Fakten enthält, die den Mythos Milch, den diese Organisation aufrechterhalten will, ins Wanken bringen würde, wurde das Buch totgeschwiegen.

Doch selbst wenn eine von der Fleischindustrie mit finanzierte Studie3 zur Förderung tierischer Nahrungsmittel sehr einseitige, unwissenschaftliche Resultate erbringt, geht dies vielen Journalisten noch zu wenig weit. Ein BBC-Reporter interviewte den Leiter der Studie, die an kenianischen kranken und unterernährten Kindern durchgeführt wurde, und zitierte den Professor: «Es ist unethisch, seine Kinder vegan grosszuziehen.» Da man diese Aussage nicht durch die Studie bestätigt finden kann (obwohl diese von der Fleischindustrie finanziert wurde), wurde Professor Lindsay Allen darauf angesprochen, ob er dies wirklich so gemeint habe.4 Die Antwort: Er habe gesagt «Es ist unethisch, seine Kinder vegan grosszuziehen, wenn man dies nicht mit grosser Fürsorge und Verantwortung macht.» Der 2. Teil des Satzes wurde einfach weggeschnitten und alle anderen Medien haben die verfälschte Aussage der BBC gerne übernommen.

Welchen Hintergrund solche einseitigen Berichterstattungen meist haben (abgesehen von persönlichen Aversionen gegen andere Lebensweisen), sieht man, wenn sich die Umstände ändern:
Schon lange ist bekannt, dass rund 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung laktoseintolerant sind. Das heisst, sie bekommen beim Konsum von milchzuckerhaltigen Produkten (was auf fast jedes Milchprodukt zutrifft) Verdauungsbeschwerden. Da dies in der Öffentlichkeit bisher totgeschwiegen wurde (weil es dem Mythos der gesunden Milch nicht förderlich ist), wissen die meisten Menschen nichts von der Ursache ihrer Verdauungsprobleme. Am 25. April 2006 hat Coop zum ersten Mal in ihrer auflagenstarken Coop-Zeitung dieses Massenproblem auf ganzen 3 Seiten thematisiert.5 Der Grund: Die Milchindustrie hat neue Produkte entwickelt, bei denen man künstlich die Laktose umgewandelt hat. Das heisst: Nun kann man auch mit dieser Personengruppe Geld verdienen, also braucht man sie nicht mehr zu ignorieren.

Diese Beispiele zeigen auf, dass man bei allen Veröffentlichungen in den Medien und sogar bei wissenschaftlichen Studien nie ausser Acht lassen sollte, wer sie publiziert.

Von entscheidender Bedeutung ist auch oft die Finanzierung hinter einer Studie. Das britische Parlament hat Anfang 2005 in einer eigenen Untersuchung feststellen müssen, dass drei Viertel aller wissenschaftlichen klinischen Studien, welche in den angesehensten wissenschaftlichen Fachpublikationen (Lancet, New England Journal of Medicine, Journal of the American Medical Association) abgedruckt wurden, durch die Pharmaindustrie finanziert werden.6 Dass dies auch Einfluss auf die Resultate der Studien hat, beweisen diverse andere Analysen.7
In der jüngsten Analyse von Transparency International wurde festgestellt, dass im Jahre 2005 sogar 40 Prozent aller in Deutschland veröffentlichten Gesundheitsstudien von den jeweiligen Geldgebern (meist Pharmafirmen) nachweislich manipuliert wurden.8 Ausserdem ist bereits allgemein bekannt, dass Pharmafimen mehr für Werbung als für Forschung und Entwicklung ausgeben.
Dass bei dieser Werbung im Milliardenmarkt nicht immer das Wohl der Menschen im Vordergrund steht, ist nachvollziehbar. Das Sponsoring von Studien ist eine sehr effektive und leider auch verbreitete Werbemassnahme, da den daraus resultierenden Aussagen von Wissenschaftlern natürlich mehr geglaubt wird, als wenn eine Pharmafirma dasselbe in ihrer Werbung direkt sagen würde.

Wenn Sie also irgendwo hören, dass die vegetarische (oder vegane) Ernährungsweise angeblich ungesund sein soll, lassen Sie sich nicht verunsichern, sondern hinterfragen Sie stattdessen die Quelle der Aussage und die finanziellen Interessen, die dahinterstecken.

  1. Z.B.: Milch blockiert Aufnahme gesundheitsfördernder Antioxidantien aus Schokolade – Flavonoide bilden mit Milcheiweiss Komplexe, 28.8.03, Bericht.

  2. Maria Rollinger: Milch besser nicht, JOU-Verlag.

  3. Ausführlichere Informationen zu dieser Studie finden Sie im Vegi-Info 2005/1, Seite 17. Und bei der EVU.

  4. Nachzulesen im Buch «The Way We Eat: Why Our Food Choices Matter» von Peter Singer, Jim Mason.

  5. Coop-Zeitung, Nr. 17, 25. April 2006: «Wenn Milch krank macht», Seite 32 bis 35.

  6. House of Commons Health Committee, The Influence of the Pharmaceutical Industry, Forth Report of Session 2004-05, Volume l, 22. März 2005, S. 53. Zitiert in: Engelbrecht/Köhnlein: Virus-Wahn, Seite 210.

  7. Association between industry funding and statistically significant pro-industry findings in medical and surgical randomized trials, Canadian Medical Association Journal, 17. Februar 2004,5.477-480.

  8. Transparency International: Jahrbuch Korruption 2006 – Schwerpunkt: Korruption im Gesundheitssektor, ca. 400 Seiten, Paperback, ISBN 3-86601-866-5. Und: Korruptionsbekämpfer prangern gefälschte Medizin-Studien an, Spiegel Online, 16. Mai 2006.

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