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Mach mal eine Ausnahme

«Wenig Fleisch essen ist schon gut, aber die Vegis übertreiben es.» Fleischesser sagen bei einem Gespräch über Ernährungsgewohnheiten meist, dass sie ja auch gegen Tierquälerei seien und ja auch nur noch wenig Fleisch essen würden. Man müsse ja nicht gleich ganz darauf verzichten.

Was ist wenig?

Der Ruf des Fleischkonsums hat sich in den letzten Jahren gewandelt: Heute wagt es kaum noch jemand zu behaupten, dass er viel Fleisch esse. Und praktisch alle Menschen behaupten, dass sie nur noch wenig Fleisch essen würden. Dass dies in den meisten Fällen nicht der Wahrheit entsprechen kann, sieht man an den Umsatzzahlen der Schlachthöfe und Metzgereien, die von den Fleischkonsumenten nach wie vor gut leben können.
Jeder Mensch definiert «wenig» genau so, dass sein Konsum als wenig gelten kann.
Deshalb ist es sehr problematisch, wenn Ernährungsberater empfehlen, dass man nur noch wenig Fleisch essen solle: Dies ändert an den Konsumgewohnheiten der Menschen gar nichts, da jeder denkt, dass er ja schon wenig Fleisch konsumiert.

Guter Ruf der Vegetarier

Der Ruf der Vegetarier hat sich in letzter Zeit so stark verbessert, dass immer mehr Menschen sich gerne mit dieser Bezeichnung schmücken möchten. Nebst Umdefinition des Worts Vegetarier (z.B. für solche, die nur einmal im Monat Fleisch konsumieren) gibt es sogar Wortneuschöpfungen, um sich das Label «Vegetarier» umhängen zu können. Am bekanntesten sind die «Pesco-Vegetarier», die Fische konsumieren. Natürlich gibt es keine Vegetarier, die Tiere verspeisen, deshalb existieren solche «Vegetarier» nur als Wunsch der Fischkonsumenten, die gerne Vegetarier sein würden.

Konsequente Vegetarier

Trotz des guten Rufes ernährt sich jedoch erst ein kleiner Teil der Bevölkerung wirklich vegetarisch.
Macht es überhaupt einen Unterschied, ob man vegetarisch lebt oder seinen Fleischkonsum nur stark reduziert hat?
Für das einzelne Tier kann dies einen Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Aus Umweltschutzgründen ist die Reduzierung des Fleischkonsums beispielsweise auf einmal pro Monat aber fast gleichbedeutend mit einer konsequenten vegetarischen Ernährungsweise.
Aus sozialer Sicht kann die Konsequenz aber einen grossen Unterschied bedeuten.

Asoziale Vegetarier?

Lebt jemand konsequent vegetarisch, isst er auch nicht ausnahmsweise ein Tier. Auch nicht bei einer Einladung. Dies kann als extrem angesehen werden.
Was ist aber extremer: ausnahmsweise ein Tier töten zu lassen, um es auf Wunsch des Gastgebers zu verspeisen, oder dem Gastgeber zu erklären, dass man seinen Gaumen nicht auf Kosten der Tiere befriedigen möchte?
Wenn ein Vegetarier den Gastgeber frühzeitig über seine Ernährungsweise informiert, kann es genausogut als extrem betrachtet werden, wenn der Gastgeber diesen Ernährungswunsch des Gastes einfach ignoriert und Fleisch auftischt.
Sich sozial zu verhalten, kann deshalb durchaus von beiden Seiten verlangt werden.
Verlangt ein Fleischesser von einem Vegetarier, Fleisch zu essen, ist dies sehr asozial und nimmt auf die Bedürfnisse des Vegetariers keinerlei Rücksicht.

Vorbildfunktion

Gerade bei Einladungen bietet sich die Gelegenheit an, zu zeigen, dass man selbst auch ganz gut ohne Fleisch leben kann. Werden, um sozial akzeptiert zu werden, immer wieder Ausnahmen gemacht, sobald ein Essen mit Fleischessern ansteht, wird der Vegetarier unglaubwürdig. Wer glaubt jemandem, der Vegetarismus predigt und Fleisch isst?
Wer konsequent vegetarisch lebt, zeigt mit seinem Beispiel, dass dies möglich ist. Dies kann andere veranlassen, ihren Fleischkonsum zumindest weiter zu reduzieren oder sogar selbst Vegetarier zu werden.
Ausserdem ist es viel einfacher, immer konsequent vegetarisch zu leben, als sich jeden Tag zu überlegen, ob man nicht heute eine Ausnahme macht. 
Sogar aus sozialen Gründen bringt es Vorteile, konsequent vegetarisch zu leben, da die Freunde und Gastgeber dann wissen, woran sie sind – spätestens nach der ersten Einladung und der klaren Kommunikation. Die ewige Diskussion: «Isst du heute Fleisch oder nicht?», kann dann wegfallen.

Ethik

Ethisches Verhalten lässt sich kaum übertreiben. 
Es ist ebenso wenig übertrieben, konsequent gegen Vergewaltigungen zu sein wie gegen das sinnlose Abschlachten der sogenannten «Nutztiere». In beiden Fällen wären Ausnahmen ethisch nicht akzeptabel.
Die Liebe zum Leben darf konsequent und ohne Ausnahmen gelebt werden.
Mit Extremismus hat dies nichts zu tun.

Renato Pichler

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