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«Mit 10 Jahren hatte ich einen Albtraum – seither bin ich Vegi!»

Die Medien bezeichnen ihn als «Vorreiter», «lukrativsten Schweizer Snowboard-Export» und den «wohl unbekanntesten Schweizer Sportstar»: Nicolas Müller zählt seit Jahren weltweit zur absoluten Elite, ist 2008 zum zweiten Mal zum «Snowboarder des Jahres» gewählt worden und gilt als bestverdienender Wintersportler der Schweiz. Dennoch kennen ihn ausserhalb der Freestyle-Szene nur wenige. Dies, weil er kaum Wettkämpfe bestreitet und schon gar nicht die medial beachteten Events des Internationalen Skiverbandes. Lieber wirkt er in Snowboard-Filmen mit, posiert für Magazine und lebt als Inhaber einer Bekleidungsfirma den Umweltgedanken (siehe Box). Wir wollten von ihm mehr über seine Ernährungsweise wissen:

Es war zu lesen, du seist schon als 10-Jähriger Vegetarier geworden – gab es ein spezielles Ereignis?

Damals bin ich mitten in der Nacht schreiend aus einem Albtraum erwacht. Ich steckte in der Haut einer Kuh, welche kurz vor der Fräse im Schlachthof stand. Dieses Gefühl des Schreckens war so grausam, dass ich mich entschied, mich nie wieder mit Fleisch zu ernähren!

Hast du dich auch schon mit der veganen Ernährung befasst?

Auf jeden Fall, ich liebe die vegane Küche!

Konsumierst du tierische Produkte?

Darauf verzichte ich momentan noch nicht ganz, esse aber vor allem Schafmilchjoghurt und Ziegenkäse. Kuhmilch verschlackt mich sofort.

Was ist dein Lieblingsessen?

Hmm … schwierig zu sagen, denn es gibt so viel Feines auf diesem Planeten! Was ich liebe, ist zum Beispiel Quinoa-Eintopf mit verschiedenen Gemüsen. Dieses Getreide deckt viel von dem ab, was man braucht, um gesund und munter zu sein. Was ich ebenfalls sehr gerne mag, ist Rösti: Ich raffle rohe Kartoffeln und brate sie in nativem Kokosfett, welches man bedenkenlos erhitzen kann, ohne dass Karzinogene entstehen.

Was möchtest du als Person durch deine Ernährung verändern?

Ich wünsche mir, dass kein Blut mehr fliesst.

Gibt es in der Snowboard-Szene viele Vegis?

Nein, viele denken leider noch, dass sie Fleisch brauchen. Dabei wäre es am sinnvollsten, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die einen hohen Anteil an Licht enthalten. Fleisch bleibt zu lange in unseren Gedärmen hängen und übersäuert den Körper vollkommen. Diese Übersäuerung ist der erste Schritt in Richtung Verletzung oder Krankheit.

Fällt es dir leicht, als Sportler fit zu bleiben, obwohl du dich oft auswärts verpflegen musst?

Unterwegs ist es nicht einfach. Am schlimmsten finde ich, wie auf der ganzen Welt Weizen konsumiert wird. Ich schaue, dass ich so oft es geht Dinkelprodukte bekomme. Sei dies in Form von Brot, Pasta oder Mehl. Frisches Gemüse und Früchte sind fix auf meinem Ernährungsplan. Für mich ist es fast unumgänglich, Nahrungszusätze wie zum Beispiel Gerstengraspulver, Acai oder Maca-Pulver zu mir zu nehmen. Zudem gehe ich auch lieber den etwas längeren Weg in den Bioladen, Bioläden gibt es überall auf der Welt, man muss sie nur aufsuchen. Meistens benötigt dies halt eine ausführlichere Vorbereitung eines Trips, doch es lohnt sich, denn dank denen habe ich mehr Spass, bleibe gesund und beim Snowboarden passieren Sachen, von denen ich nur träumen konnte!

Wie gehst du mit Leuten um, die sich angegriffen fühlen, weil du Vegi bist?

Ja, das ist ein Klassiker. Ich reagiere unterschiedlich, das kommt auf mein Gegenüber an. In jedem Fall versuche ich, ruhig zu bleiben und abzuwägen, welche Geschichte am besten angebracht ist. Darin habe ich Übung. Schlussendlich hat die Person meistens irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil tief innen spüren ja alle, dass da etwas nicht stimmt.

Dein ökologisches Bewusstsein wird in verschiedenen Projekten deutlich. Was ist dein Antrieb für dieses Engagement?

Der Antrieb kommt aus dem Herzen. Überall, wo ich mich involviere, möchte ich mir bewusst sein, dass diese Handlung aus Liebe und Respekt zu jeglichem Leben auf diesem Planeten besteht.

Kürzlich hast du in Brasilien ein Stück Regenwald erstanden. Warum?

Um es vor dem Abholzen zu schützen. Es ist mein persönliches Engagement, ich will der Natur möglichst viel von dem zurückgeben, was sie mir gegeben hat.

Was würdest du tun, wenn du Chef dieser Welt wärst?

Die Erfindung des Rades rückgängig machen.

Was sind deine Wünsche für die Zukunft?

Ich wünsche mir viel fruchtbaren Boden und Freunde, die ihn mit mir zusammen bewirtschaften und diese Lebensqualität wertschätzen.

Nell Andris

Nicolas Müller in Kürze

Der erfolgreiche Snowboarder ist in Zürich geboren, in Aarau aufgewachsen und lebt heute in Laax GR. 2001 gewann er das Freestyle in Zürich. Beim Snowboarden geht es dem 28-Jährigen nicht um Höhen oder Weiten, nicht um die Anzahl Rotationen oder einen neuen Trick, sondern darum, einer Bewegung eine ganz persönliche Ästhetik zu verleihen. Heute ist Nicolas Müller auf der ganzen Welt unterwegs, dies auch als Inhaber und Geschäftsführer von «atreebutes», einer Firma, die trendige Snöber-Kleidung herstellt nach dem Motto: Besser langlebige Öko-Qualität als gleich wieder wegschmeissen.

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