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Landflächenverbrauch

Die Fleischproduktion benötigt ein Vielfaches der Landfläche, welche die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel benötigt, da bei der Produktion von Fleisch zuerst immer auch Pflanzen als Futtermittel wachsen müssen, die dann verfüttert werden. Und nur ein kleiner Teil des Futters wird in Fleisch, Milch oder Eier umgewandelt.


 

In der Schweiz werden heute rund 60 Prozent der verfügbaren Ackerfläche für den Anbau von Tierfutter wie Mais, Weizen und Soja verwendet.1

Hinzu kommen mehr als 165 000 Hektar ausländische Ackerflächen, von denen Futter importiert wird, sowie die Fläche, auf der die Tiere tatsächlich leben.2 Dieser unverhältnismässig grosse Platzbedarf zeigt eindeutig, dass der Schweizer Konsum von Fleisch, Milch und Eier die Ressourcen des Landes weit übersteigt.
Der Produktion tierischer Lebensmittel wird offensichtlich weit mehr Fläche zugesprochen als der von pflanzlichen. Dies, obwohl der Anbau letzterer weit effektiver ist. Laut einer von Agroscope im Auftrag des Bundes durchgeführten Studie, könnte die Schweiz sich komplett selbst versorgen, wenn der Fleischkonsum reduziert und stattdessen mehr Pflanzen für den direkten menschlichen Konsum angebaut würden.3 Als Beispiel: Auf der gleichen Fläche, die für die Produktion eines Kilogramms Rind­fleisch benötigt wird, könnten etwa 400 Kilo Tomaten, 370 Kilo Kartoffeln oder 116 Kilo Reis angepflanzt werden.4 Eine solche Lebensmittelproduktion entspräche den natürlichen Ressourcen der Schweiz weit mehr und wäre entsprechend wesentlich nachhaltiger. Das gilt nicht nur für die Schweiz, sondern praktisch für die ganze Welt:
 

Über 80 Prozent des globalen Ackerlands dient der «Nutztierhaltung» – obwohl daraus lediglich 18 Prozent, beziehungs-weise 37 Prozent, der weltweit konsumierten Kalorien und Pro-teine resultieren.4

Dieser riesige Landbedarf hat verheerende Folgen für die Umwelt. Zum Beispiel erlebte durch die steigende Nachfrage nach Fleisch die weltweite Sojaproduktion seit den 1960er-Jahren einen regelrechten Boom.5 Um Fläche für den Anbau von Soja als Futtermittel zu schaffen, werden beispielsweise immer grössere Teile des südamerikanischen Regenwalds gerodet. Ende 2021 waren bereits rund 15 Prozent des Amazonas entwaldet und in erster Linie durch Sojafelder und Viehweiden ersetzt.6
Auch die Schweiz fördert diese Entwicklung, denn Brasilien ist hier nach wie vor der wichtigste Importeur von Soja als Tierfutter.7 Wissenschaftler gehen davon aus, dass bald ein Punkt erreicht ist, an dem sich der Regenwald nicht mehr erholen kann und sich zu einer Savanne entwickeln wird. Die Folgen für Umwelt und Klima wären vernichtend, denn Regenwälder wie der Amazonas beherbergen nicht nur eine unglaubliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, sondern federn den Klimawandel durch die Aufnahme grosser Mengen CO2 bedeutend ab.8

Gäben wir die «Nutztierhaltung» auf der ganzen Welt auf, so würden laut Dr. Marco Springmann, Wissenschaftler der Universität Oxford, über 30 Millionen km2 Landfläche frei für den potenziellen Anbau pflanzlicher Lebensmittel. Bereits ein um ein Drittel reduzierter Fleischkonsum in den OECD-Ländern würde gemäss Agrarökonom Harald Grethe 300 000 Quadratkilometer Land freiräumen.9 Eine reduzierte «Nutztierhaltung» würde also nicht nur Böden und Ökosysteme entlasten, sondern auch eine weltweit bessere Lebensmittelversorgung ermöglichen.
 


 

1. Bundesamt für Umwelt. (o. D.). Ernährung und Umwelt: Hebel und Ansätze. www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/ernaehrung-wohnen-mobilitaet/ernaehrung/ernaehrung-massnahmen.html

2. Agroscope. (2018, 19. Juli). Schweiz: Flächen ermöglichen ausreichende Kalorienzufuhr. www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/medieninformationen/medienmitteilungen.msg-id-71634.html

3. Poore, J. & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987–992. doi.org/10.1126/science.aaq0216

4. Poore, J. & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987–992. doi.org/10.1126/science.aaq0216

5. Soja Netzwerk Schweiz. (o. D.). Soja. www.sojanetzwerk.ch/soja

6. WWF Deutschland (2022, 20. April). Viehzucht und Sojaanbau befeuern Artensterben. www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/amazonien/wahlen-in-brasilien/amazonas-studie-viehzucht-und-sojaanbau-befeuern-artensterben

7. Schweizer Bauernverband. (2021, Mai). FOKUS. «Das fressen Kuh, Schwein und Co.». www.sbv-usp.ch/fileadmin/sbvuspch/04_Medien/Publikationen/FOKUS05_Futtermittel_def_DE_web.pdf

8. Noon, M., Goldstein, A., Ledezma, J. C., Roehrdanz, P. R., Cook-Patton, S. C., Spawn, S. A., Wright, T. M., González-Roglich, M., Hole, D. J., Rockström, J. & Turner, W. R. (2021b). Mapping the irrecoverable carbon in Earth’s ecosystems. Nature Sustainability, 5(1), 37–46. doi.org/10.1038/s41893-021-00803-6

9. Zinke, O. (2021, 1. November). Landwirtschaft: Was wäre, wenn alle Menschen vegan wären? Agrarheute. www.agrarheute.com/management/agribusiness/landwirtschaft-waere-alle-menschen-vegan-waeren-573482

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