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Vegane Hundeernährung: ein Leitfaden

Viele Menschen, die sich vegan ernähren, möchten sicherstellen, dass auch die Ernährung ihres Hundes im Einklang mit ihren Werten steht. Daher liegt es nahe, auch den Vierbeiner pflanzlich zu ernähren. Was dies für Vorteile mit sich bringt und was es dabei zu beachten gibt, erfahren Sie im Artikel.

Das Bild des Hundes als reiner Fleischfresser ist in den Köpfen vieler Menschen fest verankert. Doch die Realität ist komplexer: Obwohl der Hund vom Wolf abstammt, der als reiner Fleischfresser gilt, hat er sich seit Anbeginn der Domestizierung an die Ernährungsgewohnheiten des Menschen angepasst. Über Jahrtausende erhielten Hunde in erster Linie Essensreste, die fleischarm bis fleischlos waren. Die Hundeernährung, wie wir sie heute kennen, gibt es erst seit rund 50 Jahren.1 Diese Anpassung an eine fleischarme Ernährung ist wissenschaftlich belegt: Forschende haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass das Erbgut von Hunden Gene enthält, die Enzyme kodieren, welche wiederum für den Abbau von Stärke verantwortlich sind.2 Das bedeutet, dass das Verdauungssystem von Hunden besser dafür geeignet ist, pflanzliche Stärke abzubauen als das der Wölfe. Aus diesem Grund gilt der heutige Haushund eher als Allesfresser denn als reiner Fleischfresser und kann deshalb auch vegan ernährt werden.

 

Gründe für eine vegane Hundeernährung

Konventionelles Hundefutter besteht für gewöhnlich aus minderwertigem Fleisch, tierischen wie auch pflanzlichen Nebenerzeugnissen sowie zugesetzten Vitaminen und Mineralstoffen. Diese Zusammensetzung ist aus verschiedenen Gründen problematisch: Das Fleisch und die tierischen Nebenerzeugnisse stammen grösstenteils aus Massentierhaltung, was mit den bekannten Problemen verbunden ist. Zudem können sie mit Antibiotikarückständen und Hormonen belastet sein, was sich negativ auf die Gesundheit von Hunden auswirken kann. Für eine vegane Hundeernährung sprechen somit dieselben Gründe wie für diejenige des Menschen: Tierschutz, Gesundheit sowie Umweltschutz. Die verschiedenen Aspekte werden im Folgenden genauer beleuchtet. 
 

Tierschutz

Schätzungen gehen davon aus, dass ein Hund über eine durchschnittliche Lebensspanne von 13 Jahren rund 4500 Kilogramm Nassfutter verzehrt.3 Vielfach wird angenommen, dass Hunde- und Katzenfutter lediglich Abfallprodukte der Fleischproduktion enthalten, die vom Menschen ohnehin nicht verzehrt würden. Doch dies ist nur teilweise der Fall: Für Knochenmehl, eine oft verwendete Zutat in Hundefutter, trifft dies zu. Bei anderen Bestandteilen ist die Sache komplizierter: Einige Nebenerzeugnisse könnten nach der Verarbeitung für den menschlichen Verzehr geeignet sein.4 Dies ist insbesondere bei sogenanntem Premium-Futter der Fall, welches nur «Edelstücke» enthält, die auch von Menschen verzehrt werden könnten. Dies bedeutet, dass die Hundefutterindustrie die Nachfrage nach Fleisch massiv erhöht.

Gesundheitliche Vorteile

Eine pflanzliche Ernährung wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Gesundheit von Hunden aus: Forschende haben in einer umfangreichen Studie Hundebesitzer zum Gesundheitszustand ihres Hundes befragt. Die Stichprobe umfasste 2536 Hunde, wovon 336 (13%) vegan, 1370 (54 %) mit konventionellem Fleischfutter und 830 (33 %) mit rohem Fleisch (BARF - biologisch artgerechtes rohes Futter) ernährt wurden. Untersucht wurden sieben allgemeine Krankheitsindikatoren, wozu beispielsweise die Verwendung von Medikamenten oder die Häufigkeit von Tierarztbesuchen zählen. Die vegan ernährten Hunde hatten mit Abstand die besten Gesundheitsergebnisse: Beispielsweise hat ein durchschnittlicher, vegan ernährter Hund ein 33,8 % kleineres Risiko, Medikamente zu benötigen, als ein Hund, der eine konventionelle Fleischfütterung erhält. Das Risiko für eine schwere Erkrankung konnte mit der pflanzlichen Ernährung sogar um 51 % reduziert werden. Ausserdem hatten die vegan ernährte Hunde eine um 66 % geringere Wahrscheinlichkeit für Epilepsie, eine 62 % geringere Wahrscheinlichkeit für Verhaltensprobleme und eine 60 % kleinere Wahrscheinlichkeit für Augenerkrankungen im Vergleich zu den Hunden, die mit konventionellem Fleischfutter gefüttert wurden.5

Umweltschutz

Die negativen Umweltauswirkungen von konventionellem, fleischbasiertem Hundefutter sind enorm. Sie betreffen unter anderem Landnutzung, Bodenverschmutzung, Süsswasser-Eutrophierung sowie Auswirkungen auf den Klimawandel. Der Hund verfügt denn auch über einen grossen ökologischen Fussabdruck: Ein mittelgrosser Hund, wie etwa ein Labrador, stösst pro Jahr rund eine Tonne CO2 aus.6 Dies entspricht in etwa dem Ausstoss eines Linienfluges von Zürich nach New York. Der grösste Anteil daran hat laut Wissenschaftlern die Fütterung mit konventionellem, fleischbasiertem Futter. In einer aktuellen Studie haben Forschende der Technischen Universität Berlin herausgefunden, dass fleischbasiertes Hundefutter eine 37 % grössere negative Auswirkung auf den Klimawandel hat als veganes Hundefutter. Mit einer veganen Ernährung kann über die Lebenspanne eines Hundes gerechnet, 2954 kg CO2-Äquivalent eingespart werden, wenn der Hund von einer durchschnittlichen, fleischbasierten Ernährung (7380 kg CO2-Äq.) auf eine vegane Ernährung (4426 kg CO2-Äquivalent) umgestellt wird.7

Welche Nährstoffe braucht mein Hund?

Wie auch für uns Menschen sind für Hunde Fette und Proteine essentiell (lebenswichtig). Da beide Makronährstoffe reichlich in pflanzlicher Kost enthalten sind, stellen sie kein Problem in der veganen Hundeernährung dar. Die Versorgung mit einigen Nährstoffen erfordert jedoch ein besonderes Augenmerk, insbesondere falls kein veganes Alleinfuttermittel gefüttert wird. Nährstoffmängel können subklinisch verlaufen und sind nicht unbedingt an schweren Symptomen erkennbar. So kann sich etwa ein Mangel an den essentiellen Aminosäuren Methionin und Cystein zu Beginn lediglich an einer Hautentzündung (Dermatitis) zeigen.8

  • Vitamin D: Im Gegensatz zu uns Menschen und vielen anderen Tieren sind Hunde nicht in der Lage, das Vitamin durch Sonneneinstrahlung in der Haut zu bilden und müssen es deshalb über die Nahrung aufnehmen. In veganen Alleinfuttermittel ist das Vitamin deshalb zugesetzt.
  • Essentielle Aminosäuren: Diese können vom Körper nicht synthetisiert werden und müssen deshalb mit der Nahrung aufgenommen werden. Als limitierende Aminosäuren in der Hundeernährung gelten insbesondere Methionin, Cystein und Lysin. Um eine optimale Versorgung zu erreichen, empfiehlt es sich, verschiedene, hochwertige pflanzliche Proteinquellen zu kombinieren.
  • Omega-3- und 6-Fettsäuren: Eine ausreichende Versorgung mit den beiden essentiellen Fettsäuren kann beispielsweise durch die Anreicherung mit Algen bzw. einem Algenöl erreicht werden.

Tipps & Tricks

  • Füttern Sie ein veganes Alleinfuttermittel: So stellen Sie sicher, dass Ihr Vierbeiner mit allen essentiellen Makro- und Mikronährstoffen versorgt ist.
  • Kranke, alte oder junge Hunde haben besondere Bedürfnisse. Hier lohnt sich die Konsultation einer Ernährungsberatung.
  • Welpen benötigen mehr Nahrungsfette, Proteine sowie Kalzium und Phosphor. Fütterungsfehler in jungem Alter können zu Fehlbildungen und Lebensqualitätseinbussen führen.9
  • Selbst zubereitete Rationen erfordern ein grosses Wissen und bergen das Risiko einer Unterversorgung wichtiger Nährstoffe. Auch die lebenswichtige Versorgung mit Cystein und Methionin kann so möglicherweise nicht gewährleistet werden.
  • Wer seinem Hund dennoch selbst zubereitetes Futter geben möchte, ergänzt dieses mit einer Nahrungsergänzung, in der alle essentiellen Mineralstoffe, Vitamine sowie Aminosäuren enthalten sind (Dosierangaben beachten).
  • Beachten Sie die Vorlieben Ihres Vierbeiners: Mittlerweile ist sowohl veganes Nass- als auch Trockenfutter auf dem Markt erhältlich. Und auch auf Leckerlis und Kau-«Knochen» muss ein vegan ernährter Hund nicht verzichten.

Hochwertige vegane Proteinquellen

Eine optimal zusammengestellte Futterration besteht aus einer hochwertigen Proteinquelle, Kohlenhydraten, Obst und Gemüse sowie einem hochwertigen Öl wie etwa Raps- oder Leinöl. Zusätzlich muss selbst zubereitetes Futter mit einem veganen Nahrungsergänzungsmittel für Hunde angereichert werden. Für eine optimale Verfügbarkeit ist es empfehlenswert, verschiedene Proteine zu kombinieren. Folgende vegane Proteine sind für Hunde geeignet:

  • verschiedene Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Erbsen (gekocht)
  • Soja (auch in Form von Tofu)

Vorsicht giftig

Wer seinem Hund ab und an selber Rationen zusammenstellt oder Essensreste verfüttert, sollte bedenken, dass nicht alles, was vegan ist, auch automatisch gesund ist. Folgende Lebensmittel sind giftig für Hunde:

  • Trauben & Rosinen
  • Birkenzucker (Xylit)
  • Schokolade
  • Kaffee
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Macadamianüsse
  • Avocados

 

Fazit

Der Überblick zeigt, dass Hunde gewisse Nährstoffe brauchen – doch ob diese nun aus tierischen, pflanzlichen oder synthetisierten Quellen stammen ist dabei nicht relevant. Zu diesem Schluss kommen auch die Autoren einer Studie des Ontario Veterinary College:

«Hunde haben einen hohen Bedarf an Energie und essentiellen Nährstoffen, aber sie haben keinen anerkannten Bedarf an tierischen Bestandteilen per se.»10

Diese Position vertritt auch die Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin. In einem Positionspapier hält sie fest, dass der Hund sowohl vegan, als auch vegetarisch ernährt werden kann. Dies jedoch unter der Bedingung, dass diverse Mineralstoffe und Vitamine zu ergänzen seien.11 
Somit gilt – wie auch bei konventioneller, fleischbasierter Ernährung – beobachten Sie den Gesundheitszustand ihres Hundes genau, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Damit steht einer gesunden veganen Hundeernährung nichts mehr im Wege.

Wo gibt es veganes Hundefutter?

Eine grosse Auswahl ist beispielsweise erhältlich bei www.vegi-tierfuttershop.ch und www.vegusto.ch/vegan-tierfuttershop oder in anderen veganen Online-Shops in der Schweiz.

 

Vegane Hundefuttermarken:

  • Vegdog (V-Label zertifiziert)
  • Vegan4Dogs
  • Ami Petfood
  • Benevo
  • Hownd
  • Soopa

 

Marken mit veganem Futter:

  • Yarrah
  • Green Petfood
  • Loonawell (Leckeris), (Schweizer Marke)

1 Dodd, S. A. S., Adolphe, J. L. & Verbrugghe, A. (2018b). Plant-based diets for dogs. Journal Of The American Veterinary Medical Association, 253(11), 1425–1432. https://doi.org/10.2460/javma.253.11.1425

2 Axelsson, E., Ratnakumar, A., Arendt, M., Maqbool, K., Webster, M. T., Perloski, M., Liberg, O., Arnemo, J. M., Hedhammar, Å. & Lindblad-Toh, K. (2013). The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet. Nature, 495(7441), 360–364. https://doi.org/10.1038/nature11837

3 Yavor, K. M., Lehmann, A. & Finkbeiner, M. (2020b). Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study. Sustainability, 12(8), 3394. https://doi.org/10.3390/su12083394

4 Okin, G. S. (2017). Environmental impacts of food consumption by dogs and cats. PLoS ONE, 12(8), e0181301. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0181301

5 Knight, A., Bauer, A., Brown, H. J., (2024). Vegan versus meat-based dog food: Guardian-reported health outcomes in 2,536 dogs, after controlling for canine demographic factors. In Heliyon (Bd. 10, S. e35578) https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2024.e35578

6 geo.de. (2022, 25. Januar). Klimabilanz von Haustieren: Eine Tonne CO2 pro Jahr und Hund. geo.de. https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/klimabilanz-von-haustieren--ein…

7 Yavor, K. M., Lehmann, A. & Finkbeiner, M. (2020b). Environmental Impacts of a Pet Dog: An LCA Case Study. Sustainability, 12(8), 3394. https://doi.org/10.3390/su12083394

8 Dodd, S. A. S., Shoveller, A. K., Fascetti, A. J., Yu, Z. Z., L, D. W., MA & Verbrugghe, A. (2021). A Comparison of Key Essential Nutrients in Commercial Plant-Based Pet Foods Sold in Canada to American and European Canine and Feline Dietary Recommendations. Animals, 11(8), 2348. https://doi.org/10.3390/ani11082348

9/10 Dodd, S. A. S., Adolphe, J. L. & Verbrugghe, A. (2018). Plant-based diets for dogs. Journal Of The American Veterinary Medical Association, 253(11), 1425–1432. https://doi.org/10.2460/javma.253.11.1425
 

11 Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin, Association Suisse pour la Médecine des Petits Animaux, Associazione Svizzera per la Medicina dei Piccoli Animali & Swiss Association for Small Animal Medicine. (2020). VEGETARISCHE UND VEGANE ERNÄHRUNG VON HUNDEN & KATZEN. https://svk-asmpa.ch/wp-content/uploads/positionspapier-svk-asmpa-vegan…

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