Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) möchte Werbung für Fleischaktionen verbieten. Dies aufgrund der schlechten Klimabilanz von Fleisch.
Das BLW erwägt ein Werbeverbot für Fleischaktionen. Vizedirektor Adrian Aebi des BLW äusserte sich gegenüber der NZZ am Sonntag folgendermassen:
«Rabatte für Fleisch sind oft reine Frequenzbringer, das entspricht nicht der Wertigkeit von Fleisch und ist einem nachhaltigen Konsum nicht förderlich».
Von allen Lebensmitteln, die in der Schweiz konsumiert werden, belasten Fleisch und andere tierische Produkte die Umwelt am stärksten. Auch aus gesundheitlicher Sicht ist der Fleischkonsum in der Schweiz zu hoch. Gemäss dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) beträgt er das Dreifache der empfohlenen Menge.
Die Detailhändler wissen anscheinend noch nicht so recht, was sie vom Vorschlag des BLW halten sollen. Coop verweist darauf, dass sie bereits das grösste Sortiment an pflanzenbasierten Produkten anbieten und sich Aktionen an Bedürfnissen der KundInnen orientieren. Die Migros äussert sich nicht.
Der Vorschlag des BLW stösst auch auf Kritik. Die Sprecherin von Proviande, die für Werbung zuständige Organisation der Schweizer Fleischwirtschaft, meint dazu:
«Unserer Meinung nach hat hier der Staat nicht einzugreifen. Mündige Konsumenten können selber entscheiden, ob sie solche Angebote kaufen wollen oder nicht».
Proviande wird vom Bund mit rund sechs Millionen Franken pro Jahr subventioniert. Der Staat greift also bereits in die Fleischwerbung ein, indem er sie finanziert. Deshalb hat Swissveg im Juli 2019 eine Petition dagegen eingereicht: Keine Gefährdung der Volksgesundheit unter Missbrauch von Subventionen. Darin wurde verlangt, für Fleischwerbung keine öffentlichen Gelder mehr zur Verfügung zu stellen. Die Petition wurde im Oktober 2020 mit folgender Begründung von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben abgelehnt: Die Unterstützung der Fleischwerbung habe zum Ziel, den Mehrwert des Schweizer Fleisches gegenüber importiertem Fleisch aufzuzeigen. Der Fleischkonsum in der Schweiz würde kaum zurückgehen, wenn Proviande auf öffentliche Gelder verzichten müsste.
Proviande macht aber nicht nur für Schweizer Fleisch Werbung, sondern für den Fleischkonsum generell. Dies ist gemäss der Vereinbarung mit dem Bund eigentlich verboten. Die Proviande-Werbung wird aber vom Bund nicht kontrolliert. Werbung für Tabakwaren schränkt der Bund übrigens ein, da festgestellt wurde, dass Werbeeinschränkungen zu einem geringeren Konsum führen:
«Tabakwerbung beeinflusst nicht nur die Markenwahl bestehender Raucherinnen und Raucher, sondern erhöht die Gesamtnachfrage».
Bei Fleisch sieht das der Bund aber anders. Wir finden: Ein Verbot für Fleischwerbung wäre durchaus sinnvoll. Noch sinnvoller ist es, die Geldspritze für Fleischwerbung gänzlich zu streichen. Mit einer Reduktion des Fleischkonsums könnte der Bund zwei Ziele im Bereich Gesundheit und Klima erreichen.