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Geflügel

Hühner gehören weltweit, aber auch in der Schweizer Tierwelt, zu den grossen Verlierern: Der Boom um Hühnerfleisch als Proteinquelle für vermeintlich fitness- und gesundheitsbewusste Menschen hält an. Auf dieser Seite berichten wir über alle Facetten rund um das Huhn – von seiner Geschichte, seinem Leiden, seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten.

Fakten und Interessantes 

Hühner sind empathisch, träumen und sind soziale und intelligente Wesen. 2023 wurden alleine in der Schweiz über 79 Millionen Geflügel geschlachtet. Zudem wurde noch 47 470 Tonnen Geflügel in die Schweiz importiert. Die unzähligen Tiere, die für die Eierindustrie leiden, sind dabei gar noch nicht mitgezählt. (Quelle: Proviande)

Steckbrief

Fun Facts über das Huhn! 1

  • Hühner haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten: Hühner wissen, wer der Chef ist – unter ihnen herrscht eine komplexe Sozialstruktur, die man «Hackordnung» nennt. Jedes Huhn kennt seinen Platz in der Gemeinschaft. Hühner können bis zu hundert andere Hühner erkennen und sich an sie erinnern. Ausserdem schliessen sie Freundschaften mit anderen Hühnern.
  • Hühner sprechen mit ihren ungeborenen Kindern: Wie menschliche Mütter, die mit ihren Babys im Bauch sprechen, bringt eine Mutterhenne ihren Küken schon Laute bei, bevor sie überhaupt aus dem Ei geschlüpft sind.
  • Hühner träumen, wenn sie schlafen: Hühner schlafen so fest wie Dornröschen – sie haben den sogenannten REM-Schlaf (Rapid Eye Movement). Sie träumen also ähnlich wie wir.
  • Hühner empfinden Empathie: Eine Studie* über Mutterhennen und ihre Küken hat ergeben, dass Hennen zu Empathie fähig sind. Es wurde getestet, wie die Mutterhennen auf einen Luftstoss in ihrem eigenen Käfig, im Käfig ihrer Küken und, zur Kontrolle, auf einen Lufstoss ausserhalb beider Käfige reagieren. Es zeigte sich, dass die Hennen keine Reaktion auf den Luftstoss in ihrem eigenen Käfig zeigten. Als jedoch die Küken durch den Luftstoss aufgescheucht wurden, deuteten Symptome wie eine erhöhte Herzfrequenz, eine niedrigere Augen- und Kammtemperatur sowie Verhaltensänderungen auf ein emotionales Leiden der Mutterhennen hin.
  • Hühner kommunizieren komplex: Hühner verfügen über eine Vielzahl an Lauten, mit denen sie bestimmte Ereignisse kommunizieren. So haben sie beispielsweise verschiedene Warnlaute. Die Warnung für einen Feind aus der Luft klingt anders als für einen auf der Erde. Auch müssen die Tiere den Feind nicht selbst sehen, um angemessen zu reagieren, die Warnlaute eines Artgenossen reicht.
  • Hähne tricksen ihre Hennen aus: Hühner täuschen ihre Artgenossen ganz bewusst. Männliche Tiere geben manchmal den Laut für gefundenes Fressen von sich, obwohl sie gar nichts entdeckt haben. Dies dient dazu, die angelockten weiblichen Tiere für sich zu gewinnen und gegenüber anderen Hähnen zu verteidigen.
  • Hühner sind sehr intelligent: Sie verstehen beispielsweise, dass kürzlich versteckte Gegenstände noch vorhanden sind, was über die Fähigkeiten eines Kleinkindes hinausgeht. Hühner können auch Probleme lösen, sich an Vergangenes erinnern, Entscheidungen treffen, lernen und schlussfolgern. Küken können von Geburt an Additions- und Subtraktionsaufgaben im Zahlenraum zwischen Null und Fünf lösen.
  • Hühner haben ein Ich-Bewusstsein: Hühner sind sowohl zur Selbstbeherrschung als auch zur Selbsteinschätzung in der Lage. Beides ist ein Hinweis auf ein gewisses Ich-Bewusstsein. Selbstbeherrschung bedeutet, einer unmittelbaren Befriedigung zugunsten eines späteren Vorteils zu widerstehen. Menschen sind dazu erst ab einem Alter von etwa vier Jahren in der Lage. Studien belegen ausserdem, dass Hühner sich selbst einschätzen können. Sie beobachten ein Huhn mit einem ihnen bekannten Rang in der Hackordnung, welches mit einem unbekannten Huhn agiert. Aus deren Verhalten schliessen sie, ob sie selber in der Hackordnung über oder unter dem unbekannten Tier stehen und reagieren dann entsprechend.
  • Hühner fühlen Schmerz: Hühner haben Schmerzrezeptoren, wodurch sie Schmerz und Leid fühlen können. Hühner in der Fleischindustrie sind noch Babys, wenn sie geschlachtet werden: Sie sind oftmals erst vier bis sieben Wochen alt. Ihre natürliche Lebenserwartung dagegen beträgt ca. acht Jahre.

*Swissveg lehnt Tierversuche ab. Dennoch möchten wir die bereits gewonnenen Erkenntnisse früherer Studien verbreiten, da sie bereits vorhanden sind und nachweislich aufzeigen, dass diese faszinierenden Tiere empfindungsfähig sind und weder ins Labor noch auf den Teller gehören.

Interessantes 

Seit 700 v. Chr. ist die Haltung von Haushühnern in ganz Europa verbreitet. Erst ab dem Mittelalter wurden Hühner auch zur Fleischgewinnung gezüchtet und gehalten.2 Wie auch beim Hausrind und beim Hausschwein führt die grosse Nachfrage an Geflügelfleisch zu Massen- und nicht artgerechter Tierhaltung auf der ganzen Welt.

Bedürfnisse 

Bewegen

Hühner verfügen über kräftige Beine und Beinmuskeln und bewegen sich den ganzen Tag. Die Bewegung ist eng verknüpft mit der Suche nach Nahrung, womit sie sich ca. die Hälfte des Tages beschäftigen. Hühner gehen, laufen, hüpfen, scharren oder flattern – ja sie fliegen sogar! Besonders dann, wenn sie Hindernisse überwinden. Teilweise gelingt es Hühnern, bis zu zwei Meter hohe Zäune zu überfliegen.3 

Fressen

Hühner werden in der Nutztierindustrie hauptsächlich mit Mais und Soja gefüttert. Weil ein Grossteil des Getreides für Hühnerfutter aus dem Ausland importiert wird, sind Hühner direkte Nahrungskonkurrenten des Menschen. 5

Fortpflanzung

Von der Befruchtung bis die Henne ihr Ei legt, dauert es nur 24 Stunden. Dann macht sich die nächste Eizelle bereit. Wenn die Henne ohne Hahn lebt – was heute die übliche Haltungsform ist, um Eier zu produzieren –, entwickeln sich trotzdem Eier. Das gelegte Ei muss die Henne 21 Tage lang bebrüten. In der Eierindustrie wird den Hühnern das Ei jedoch sofort weggenommen.2

Sozialkontakt

Frei laufend leben Hühner in Gruppen. Eine solche Gruppe hat immer nur einen Hahn und viele Hennen. Unter den Hennen herrscht eine strenge Rangordnung. Man nennt diese Hackordnung, weil die Tiere auch mal mit den Schnäbeln aufeinander einhacken. Das Huhn mit dem höchsten Rang darf auf der obersten Stange schlafen und das beste Futter aufpicken.2 

Haltungsformen

Wie wirken sich Bodenhaltung, Freilandhaltung und Biohaltung auf die Lebensqualität der Hühner aus? Und was würde sich das Huhn für ein Leben wünschen, wenn es selbst wählen könnte?

Was wünscht sich das Huhn?

In der Natur leben Hühner in Gruppen von 5–20 Hennen und einem Hahn zusammen. Ihre natürlichen Lebensräume sind Wald, Lichtungen und Waldränder. Für ihr Wohlbefinden und für ihre Sicherheit brauchen sie Sträucher, Hecken oder Bäume. Auf dem offenen Feld sind sie unsicher und geraten in Panik.6 Hühner lieben es zu scharren und zu picken sowie nach Kleininsekten zu suchen. Die wichtigsten Grundlagen einer artgerechten Haltung sind vor allem Licht, Luft und Sonne. Vorschriften und weitere Infos über Haltesysteme gibt es auf der Homepage vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: www.blv.admin.ch

Schweizer Gesetze7

Betriebe müssen für «Nutzgeflügel» folgende Höchstbestände einhalten:

  • 27 000 Mastpoulets bis zum 28. Masttag
  • 24 000 Mastpoulets vom 29. bis zum 35. Masttag
  • 21 000 Mastpoulets vom 36. bis zum 42. Masttag
  • 18 000 Mastpoulets ab dem 43. Masttag
  • 18 000 Legehennen über 18 Wochen alt
  • 9000 Mast-Truten bis zum 42. Masttag (Trutenvormast)
  • 4500 Mast-Truten ab dem 43. Masttag (Trutenausmast).

Käfighaltung

Die Käfighaltung für Hühner ist in der Schweiz seit 1992 verboten. Viele landwirtschaftliche Betriebe sind daher auf Bodenhaltung umgestiegen.8  Bei importierten, verarbeiteten Produkten mit Eiern, können nach wie vor Käfigeier enthalten sein – obwohl dafür eigentlich eine Deklarationspflicht besteht. Wer Produkte kauft, die Eier als Inhaltsstoffe aufweisen, muss damit rechnen, dass er Käfigeier konsumiert und entsprechend solch eine grausame Ausbeutung der Tiere durch den eigenen Konsum unterstützt.9

Bodenhaltung

Die Bodenhaltung, welche heutzutage am häufigsten von landwirtschaftlichen Betrieben praktiziert wird, charakterisiert sich durch Platzmangel. Diese Haltungsform überfordert die Tiere und führt oftmals zu enormem Stress sowie gegenseitigem Picken, da sich bei über 100 Tieren nie eine stabile Hackordnung entwickeln kann. Dies kann sogar zum Tod der Hühner führen. 

Freilandhaltung

Leben Hühner in Freilandhaltung, haben die Tiere – zumindest theoretisch – die Möglichkeit, nach draussen zu gehen. Bei grossen Stalleinheiten, wie sie in der Nutztierhaltung betrieben werden, ist es allerdings fraglich, inwiefern die Tiere von einem Auslauf Gebrauch machen können. Meist sind die Öffnungen ins Freie zu klein für alle Hühner, und draussen fehlt oft an einem Schutz wie Sträuchern oder Bäumen. Ausserdem handelt es sich hier immer noch um sehr junge Tiere, die natürlicherweise nicht in so einer grossen Herde und getrennt von ihrer Mutter leben würden. 

Biohaltung

Mit dem Label Bio Suisse verfügen die Tiere über etwas mehr Platz. Pro Stalleinheit sind bis zu 2000 (bei der Aufzucht sogar 4000) und bei der Ausmast 500 (bei Vormast 2000) Tiere erlaubt, was die natürliche Grösse einer Gruppe, in der sich Hühner zurechtfinden, bei Weitem übersteigt.10  Ein artgerechtes Leben mit einer stabilen, stressfreien Hackordnung ist auch hier nicht möglich. Wer nicht für die Ausbeutung und den Tod unschuldiger Hühner mitverantwortlich sein will, lässt sowohl Pouletfleisch wie auch Eier konsequent vom Teller. 

Nutzung

Das Hauptziel der industriellen Hühnerhaltung ist die Zucht von Masthühnern und Legehennen. Die Tiere leben und sterben dabei unter unwürdigen Verhältnissen. Was zudem oftmals in Vergessenheit gerät, ist die Tatsache, dass männliche Küken bereits kurz nach ihrer Geburt «entsorgt» werden. Da sie keine Eier legen können und aufgrund der einseitigen Züchtung zu wenig an Gewicht zulegen, sind sie für die Fleischproduktion nicht profitabel.

Mastpoulets: Fleisch

Masthühner werden für die Hühnerfleischproduktion gezüchtet, wobei fast ausschliesslich die Massentierhaltung zur Anwendung kommt. Die Tiere, welche bei Geburt ein Gewicht von ca. 42 g aufweisen, nehmen durch spezielles Hochleistungsfutter extrem schnell zu, wodurch ihre Beine brechen können. Masthühner werden zu Zehntausenden in grossen Hallen gehalten (bis zu 27 000 Hühner in der Schweiz) und leiden unter Platzmangel. So liegen sie die meiste Zeit auf dem Boden und sind grossem Stress ausgesetzt. Die Qualität des Bodens, welcher nur einmal zu Beginn des Mästens mit Stroh oder Sand eingestreut wird, verschlechtert sich aufgrund der mit der Zeit wachsenden Menge an Exkrementen, was Krankheiten begünstigt. Exkremente stossen ausserdem Ammoniak aus. Das Gas ist schädlich und greift die Schleimhäute sowie das Immunsystem der Hühner an. Aufgrund des Platzmangels können Masthühner ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausüben. Laufen, scharren, das Gefieder putzen oder mit den Flügeln schlagen werden zur Seltenheit. Daneben sind Beleuchtung sowie Temperatur maschinell geregelt, was dazu führt, dass die Tiere sich nicht mehr gut orientieren können und unter grossem Stress stehen. Da die Tiere in diesem Umfeld besonders anfällig sind für Infektionskrankheiten, wird den Masthühnern – auch denjenigen, welche noch nicht erkrankt sind – Antibiotika verabreicht. Dieses Vorgehen ist extrem bedenklich, da sich auf diese Weise Resistenzen gegen Keime entwickeln, die auch uns Menschen betreffen. (siehe dazu swissveg.ch/huhngesund) Zur Gattung der Masthühner kann letztendlich gesagt werden, dass es sich um Endprodukte von jahrelangen Zuchtprogrammen handelt. Die gewünschten Eigenschaften – hoher Fleischansatz, effiziente Futterverwertung, kurze Mastzeit – können nur begrenzt weitervererbt werden. Folgen für diese zu Hybriden herangezüchteten Tieren sind ein veränderter Körperbau, welcher durch das hohe Gewicht schmerzhafte Beinschäden verursacht, sowie ein fehlendes Sättigungsgefühl, was bedeutet, dass sie ständig an Hunger leiden.11 

Verladung und Transport

Verladen werden die Tiere entweder durch maschinelles oder manuelles Fangen. Dabei wird unter grossem Zeitdruck gearbeitet. Oftmals verletzen sich Tiere oder sterben bereits zu diesem Zeitpunkt durch Tottrampeln oder Ersticken. Aber auch während dem Transport ist es möglich, dass Tiere aufgrund Hitzestress, Überforderung oder Platzmangel sterben. So nimmt die Sterblichkeitsrate unter den Tieren bereits nach vier Stunden Transport erheblich zu.11

Schlachtung

Vor der eigentlichen Schlachtung werden die Tiere meistens, aber nicht immer, betäubt. Im Gegensatz zu den Säugetieren ist es in der Schweiz auch erlaubt, die Hühner «rituell» ohne vorherige Betäubung zu töten.12 13 Ein Wasserbad, welches unter Strom steht, ist für die Betäubung die gängigste Methode. Die Hühner werden zuerst mit den Beinen in metallische Halterungen eingehängt und per Förderband in Richtung Wasserbad transportiert. Die Köpfe der Tiere kommen so mit dem Strom in Berührung und werden durch den elektrischen Schlag betäubt. Schliesslich lässt man die betäubten Körper durch eine Trennung der Halsschlagadern ausbluten. Oftmals erleiden Hühner bereits bei der Betäubung aufgrund panischen Flügelzuckens Verletzungen. Beim Tötungsvorgang kommt es häufig vor, dass Tiere unzureichend ausbluten und dementsprechend grauenvolle Qualen erleiden. Nebst der Elektrobetäubung ist auch eine Gasbetäubung möglich. Konkret erleiden die Tiere dabei eine grosse Atemnot und ringen keuchend um ihr Leben. Nach der erfolgten Betäubung werden die Tiere schliesslich wie nach der Elektrobetäubung in Richtung Halsschnittautomaten befördert, wo sie Ausbluten. Es kommt vor, dass die Masthühner nicht richtig betäubt werden und somit das Halsaufschlitzen bei vollem Bewusstsein miterleben. Nach dem Ausbluten werden die Schlachtkörper in ein Brühbad befördert, wobei heisses Wasser das Rupfen der Federn, das mechanisch stattfindet, erleichtert. Eine andere Maschine entfernt schliesslich die Innereien, bevor die Körper weiterverarbeitet werden.11 Damit das Hühnerfleisch so billig angeboten werden kann, wurde die Schlachtung vollständig durchrationalisiert. Sie darf heute nur noch rund 1 Franken pro Tier kosten!

Legehennen: Eier 

Während die Vorfahren der heutigen Hühner etwa zwölf bis zwanzig Eier pro Jahr legten, bringen es hochgezüchtete Legehennen auf rund dreihundert pro Jahr. Spezielle Zuchtbetriebe erzeugen Millionen von Hennen. Da jedoch die Hälfte der geschlüpften Küken männlich sind und keine Eier legen, werden sie sofort nach dem Schlüpfen getötet, um als Tiermehl für Futter oder Dünger zu enden. Seit dem 1.1.2020 ist in der Schweiz das Schreddern der Tiere, auch Zerhäckseln oder Homogenisieren genannt, verboten.14 Dies ändert jedoch kaum etwas an der Qual der Küken, da die meisten Hühnerzüchter längst auf vergasen umgestellt haben. Hierbei erleiden die Küken einen qualvollen Erstickungstod.15 Folgen der Massentierhaltung von Legehennen sind Luftverunreinigung, Staubbelastung und Schadgasentstehung, was die Tiere leiden lässt.11

Hybridzucht aus dem Ausland

Für die Eierproduktion werden sogenannte Hybride herangezüchtet, welche eine hohe Legeleistung und ein hohes Eigewicht besitzen. Die Zucht der Legehennen teilen sich heutzutage nur noch vier Unternehmen weltweit. 11 Eier sind entsprechend, wenn man es genau nimmt, nicht immer schweizerisch. Die Hennen stammen nämlich von Elterntieren aus dem Ausland, die bei der Einfuhr in die Schweiz entweder noch sehr kleine Küken waren, oder sich im Ei-Stadium befanden. Zudem befinden sich in Nahrungsmittel wie Brot, Teigwaren oder Gebäck oftmals Verarbeitungseier aus Käfighaltungen aus dem Ausland. So wird das Verbot der Käfighaltung durch den Import von Eiern aus Holland, Frankreich oder Italien geschickt umgangen – obwohl auch dort, wie in der ganzen EU, seit 2012 die Käfighaltung verboten wäre.16 Um Futter zu sparen, wurden Legehennen auf geringes Körpergewicht hin gezüchtet. Um die Legeleistung zu erhöhen, werden die Hühner oft 17 Stunden pro Tag mit Kunstlicht bestrahlt. Verhaltensstörungen sind die Folge dieser Haltung. Die Futterstruktur fehlt, die Körperpflege ist wird aufgrund von Platzmangel nicht mehr möglich, das Sozialverhalten weist vermehrt Federpicken und Kannibalismus auf und auch das Ruheverhalten wird gestört. Orientierungslosigkeit, Stress und Krankheiten begleiten den Alltag der Legehennen. Teils tödliche Krankheiten wie Osteoporose und Fettlebersyndrom kommen häufig vor. Neben der Bewegungseinschränkung spielt für die Entstehung solcher Krankheiten auch der Kalziumentzug, welcher für den Aufbau der Eierschalen als Folge der übermässigen Eierproduktion eintritt, eine Rolle. Ausserdem ist es ein grosser Stress für die Hühner, sich nicht für die Eiablage zurückziehen zu können. Dies alles trägt, ebenso wie die sich durch die Massentierhaltung rapid vermehrenden Parasiten, dazu bei, dass viele Hennen noch vor der Schlachtung sterben. 

Schlachtung

Wenn die Eierproduktion einer Legehenne unter die gewünschte Zahl fällt, wird das Tier dem Schlachthof übergeben, wo es zu Nahrung für andere Tiere verarbeitet wird. Allerdings will man den Ablauf im Legebetrieb nicht allzu fest aufgrund individueller Unterschiede der Hennen stören, weshalb man sich auf eine durchschnittliche Nutzungsdauer der Tiere einigt, die zwischen 12 und 15 Monaten beträgt. Danach nimmt die Legeleistung der Hennen ab, was sie nicht mehr rentabel macht.

Störungen des Sozialverhaltens

Der Gesetzesartikel 3 der Schweizer Tierschutzverordnung wird in der Praxis stark verletzt. Laut diesem sind die Tiere so zu halten, dass ihre Körperfunktionen und ihr Verhalten nicht gestört werden.

Orientierungslosigkeit

Aufgrund der Haltung von bis zu 27 000 Tieren in grossen Hallen ist es den Tieren nicht mehr möglich, ihren Platz in der Hackordnung zu finden. Selbst in Bio-Betrieben, die immer noch mehrere tausend Tiere pro Stalleinheit halten dürfen, ist dies nicht möglich. Die soziale Rangordnung ist nicht mehr gegeben. Folgen davon sind blutige Auseinandersetzungen zwischen den Tieren, welche sich aus Verwirrung und Überforderung gegenseitig picken, was nicht selten zum Tod führt.18 

Federpicken

Grundsätzlich ist das gegenseitige Picken keine aggressiv motivierte Verhaltensstörung, sondern weist auf fehlende Futteraufnahmeaktivitäten sowie einen Mangel an Beschäftigungsmaterialien hin. Auch Stress und Angst sowie die Gruppengrösse tragen ihren Teil dazu bei. In Bezug auf die Nahrungsaufnahme können die Hühner ihrer angeborenen Motivation für Schnabelaktivitäten nicht nachgehen, was zur Folge hat, dass sie sich gegenseitig die Federn auspicken. Mit der Zeit verändert sich das Federpicken und die Federn werden kräftiger herausgerissen oder sogar verzehrt. Die Tiere leiden hinsichtlich des Federpickens gleich mehrfach. Erstens leiden sie unter den Verletzungen, zweitens wirkt sich der durch das ständige gegenseitige Jagen der Tiere ausgelöste Stress negativ aus. Und nicht zuletzt bedeutet ein geringes Federkleid weniger Regulationsmöglichkeiten für die Körpertemperatur. Um das Picken zu unterbinden, würden mehr Einstreu oder Stroh den Tieren bereits erheblich helfen.11

Kannibalismus

Diese Form zeichnet sich unter Legehennen durch gegenseitiges Pick, zum Teil auch der Kloake, und das Ziehen an der Haut unter der Kloake aus. Sind bei einer Henne kleine Verletzungen ersichtlich, weckt dies augenblicklich das Interesse anderer Legehennen, diese weiter zu picken. Der Grund, weshalb zum Teil die Kloake gepickt wird, ist die Tatsache, dass durch die enorme Legeleistung Kloaken überbeansprucht werden und sich schliesslich nach aussen stülpen. Der Glanz dieses Organs löst bei den anderen Hühnern einen Pickreiz aus. Der Kannibalismus führt zum Teil dazu, dass Hennen sterben.

Weinen

Den neu geschlüpften Tieren, welche künstlich ausgebrütet werden, fehlt besonders zu Beginn ihres Lebens die Mutterhenne. Das Vermissen zeigt sich durch eine Art Weinen, welches die Küken tagelang ausführen.

Eingriffe 

Schnabelkürzen

Weil zu viele Tiere auf engstem Raum gehalten werden, kommt es oft vor, dass sich die Tiere gegenseitig picken. Damit dies verhindert wird, werden vielen Tieren im Kükenalter die Oberschnäbel ohne Betäubung abgebrannt oder abgeschnitten (= coupieren). Doch gerade der Hühnerschnabel ist durch zahlreiche Nervenbahnen ebenso empfindlich wie unsere Fingerkuppen. Die Tiere haben noch Monate nach dieser «Amputation» grosse Schmerzen.19 In der Schweiz ist laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) das Coupieren des Schnabels verboten. Die Schnabelspitze darf jedoch ohne Schmerzausschaltung touchiert werden, was bedeutet, dass der Haken am Oberschnabel entfernt werden darf.20

Zehen- und Sporenkürzen

Bei Zuchthähnen dürfen zum Schutz der Hennen bei der Kopulation die Zehen und Sporen gekürzt werden.

Kükenschreddern

Aus ökonomischer Sicht wertlos, werden männliche Küken nach ihrer Geburt «entsorgt», was bedeutet, dass sie lebendig geschreddert oder mit Kohlendioxid vergast werden.21 In der Schweiz ist das Schreddern männlicher Küken bei lebendigem Leibe seit 1. Januar 2020 verboten.22 Das Vergasen der Küken hatte sich jedoch schon zuvor in der Schweiz mehrheitlich durchgesetzt. Der langsame Erstickungstod ist aus Tierschutzsicht aber eher ein Rückschritt.

Antibiotika-Resistenzen

Hühner sind in der Massentierhaltung besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Diese nehmen proportional mit der Menge an Hühnern pro Stall zu. Droht eine Infektionserkrankung, erhalten alle Tiere – auch jene, welche gesund sind – Antibiotika, die über das Trinkwasser zugeführt werden. Jeder Einsatz trägt zur Resistenzentwicklung bei, was extrem negative Folgen für Mensch, Tier und Umwelt hat. Nicht nur Konsumenten des Hühnerfleischs oder der Eier sind von diesen Resistenzen betroffen: Weil die Fäkalien von Hühnern selbst auf Bio-Betrieben auf Acker- und Gemüsefeldern als Dünger genutzt werden dürfen, sind selbst vegane Konsumenten von Bio-Gemüse einem Risiko ausgesetzt. Vergleiche dazu swissveg.ch/huhngesund

Auswirkungen des Tierschutzgesetzes

Leider wird im Tierschutzgesetz nicht festgelegt, was man unter den Bedürfnissen von «Nutztieren» versteht. Es ist auch nicht festgehalten, was genau mit «Misshandeln» und «starker Vernachlässigung» gemeint ist. Das Gesetz lässt deshalb viel Interpretationsspielraum und schützt die Tiere kaum wirkungsvoll. Privatpersonen und Tierschutzorganisationen haben zudem keine Möglichkeit, bei Verstössen gegen Tierhalter zu klagen. Es fehlt das sogenannte Verbandsbeschwerderecht für den Tierschutz, wie es das für Umweltverbände seit längerer Zeit gibt.23 Ein Fall kann lediglich beim kantonalen Veterinäramt gemeldet werden, das die Zustände dann vor Ort anschaut – falls es nicht eh schon überlastet ist. Was fehlt, ist ein effizienter Vollzug. Unangemeldete Kontrollen, eine konsequente Verfolgung der geltenden Tierschutzbestimmungen und auch die Durchsetzung von empfindlichen Sanktionen gegenüber den uneinsichtigen Tierhaltern würden helfen zu vermeiden, dass sich Tierleid auszahlt. Genauere Auskunft gibt das Schweizer Tierschutzgesetz unter: www.admin.ch.

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