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Biofleisch-Boom

Dass Worte und Taten gerade beim Fleischkonsum weit auseinanderklaffen, ist man gewohnt, wenn man schon ab und zu bei einer Standaktion von Swissveg mitgemacht hat: Kaum einer der Passanten isst viel Fleisch. Und wenn, dann achten natürlich die meisten auf dessen Herkunft. Die Fakten decken jedoch solche Ausreden auf.

In Deutschland spricht man heute sogar von einem Biofleisch-Boom. Dennoch macht der Anteil davon nur gerade 0,7% von allem roten Fleisch aus. Beim am meisten konsumierten Schweinefleisch lag der Anteil sogar nur bei 0,5%. Das heisst, über 99% des Fleisches, das konsumiert wird, stammen von nicht artgerecht gehaltenen Tieren.

Auf den ersten Blick scheinen die Statistiken in der Schweiz positiver auszusehen, tendiert doch die Linie für die biologische Schafhaltung kräftig nach oben. Bedenkt man aber, dass der Anteil am produzierten Schaffleisch im Verhältnis zum anderen Fleisch gerade mal 1,4%1 beträgt und davon in dem Fall jedes 5. Schaf biologisch gehalten wird, relativiert sich die Zahl doch um einiges.

Ein überraschendes Bild zeigt sich auch bei Rindern und Geflügel. Trotz eines anfänglichen Aufwärtstrends stagniert die biologische Haltung von Rindvieh seit 2003 um die 10%. Die biologische Geflügelzucht bleibt seit 2004 bei 5% stehen. Bei der Schweinezucht ist von biologischer Haltung noch überhaupt nichts zu sehen. Seit Beginn der Auswertungen bleibt der Wert bei 1% stehen.

3 Millionen Schweine pro Jahr

Noch deutlicher zeigt sich die Diskrepanz zwischen dem, was die Leute sagen, und ihrem Tun, wenn man die kürzlich veröffentlichten Schlachtzahlen betrachtet.
Im Jahr 2005 wurden in der Schweiz allein 132'000 Tonnen Schlachtvieh getötet (sprich: junge Kälber, Rinder, Kühe). Dazu kommen 236'000 Tonnen Schweine, 6 Tonnen Schafe und 58 Tonnen Geflügel. Bei diesen Zahlen fällt auf, dass nicht mehr von einzelnen Tieren gesprochen wird. Wahrscheinlich würde sonst zu sehr die Grausamkeit, die hinter so viel Blut steht, den Konsumenten ins Blickfeld gerückt. So spricht man also besser von «Produktionswerten» und «Volumen», man benutzt Masseinheiten, um die schaurige Tatsache zu verschleiern, dass es sich dabei eigentlich um getötete Lebewesen handelt. Hinterfragt man nämlich diese anonymen Zahlen etwas genauer, stellt man Erschreckendes fest: Nehmen wir an, ein durchschnittliches Schwein wiegt, wenn es zum Schlachthof gefahren wird, etwa 86 kg. Demnach müssen für die 236'000'000 kg Schweinefleisch, die jährlich produziert werden, 2'744'186 Schweine getötet werden! Fast 3 Millionen Schweine pro Jahr! Bei solchen Mengen ist an eine «aufwändige» biologische Haltungsart nicht mehr zu denken.

Was tun?

Wie die Radiosendung «Espresso» am 16.8.2007 auf DRS 1 berichtete, wird bis zu einem Drittel des Schweizer Bio-Fleisches als konventionelles Fleisch verkauft, weil die Nachfrage nach Bio-Fleisch zu klein ist. Dies deckt sich mit den Umfrageergebnissen, über die wir im Vegi-Info 2007-2 auf den Seiten 7–8 berichteten: Personen, die nicht nur in der Theorie Tierschützer sind, essen immer weniger Fleisch. Die Personen, die weiterhin viel Fleisch essen, achten nur auf den Preis und Geschmack, alle Auswirkungen ihres Fleischkonsums kümmern sie nicht. 
Deshalb ist der Markt für Bio-Fleisch sehr klein: Die einen schützen die Tiere, indem sie kein Fleisch konsumieren, und den anderen ist das Tierwohl egal. «Tierschützer», welche ihre «Schützlinge» aufessen, werden glücklicherweise immer weniger.

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