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Psychologische Folgen des Fleischkonsums

Die Gewaltausübung gegen die so genannten Nutztiere in der Intensivtierhaltung und in den Schlachthöfen beeinflusst die Psyche des Menschen (vor allem der Kinder). Da dies schon länger bekannt ist, wird in Schweizer Schlachthöfen in der Regel um fünf Uhr nachts geschlachtet und Tierfabriken werden tabuisiert. Gäbe es nicht einige konsequente Tierschützer, die immer wieder darauf hinweisen, wüsste die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung kaum von deren Existenz. Wann immer möglich, wird die Vorgeschichte des Steaks auf dem eigenen Teller verdrängt.

Gewissen stumpft ab

Als Vegetarier braucht man kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man einen Hasen oder eine Kuh sieht. Man hat es auch nicht nötig, seine Gefühle den Tieren gegenüber zu verdrängen. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier erhält dadurch eine völlig andere Dimension, als sie bei Fleischessern möglich ist.

Die meisten Kinder haben eine Abneigung, etwas vom getöteten Tier zu essen. Sie gewöhnen sich meist nur widerwillig daran. Oft geraten sie dadurch in einen Konflikt zwischen ihren Gefühlen und den Eltern (Iss das Fleisch, damit du gross und stark wirst!). In der Regel entscheiden sie sich für die Eltern und haben damit gelernt, ihren Gefühlen nicht länger zu trauen bzw. die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Meist ist dieses Geschehnis im Erwachsenenalter völlig verdrängt und wird nur in seltenen Fällen wieder bewusst. Bei empfindlichen Menschen kann diese Verdrängung der eigenen Gefühle sogar bis zu Neurosen führen, wie die Psychologin G. L. van Dalfsen bei vielen eigenen Untersuchungen feststellen musste.1

Was hat ein Hund, das ein Schwein nicht hat?

Den Kindern wird schon früh beigebracht, dass unterschiedliche Tierarten völlig unterschiedlich behandelt werden dürfen. Hunde werden gestreichelt, Schweine getötet und aufgegessen. Da die Kinder eine viel engere Beziehung zu den Tieren haben als die meisten Erwachsenen, ist es nicht erstaunlich, wenn sie dieselben willkürlichen Unterscheidungen auch zwischen Menschenrassen machen. Dunkelhäutige Menschen sind nicht so viel wert wie hellhäutige. Dasselbe kann sich natürlich auch auf Inländer – Ausländer ausdehnen.

Einen positiven Aspekt des Fleischkonsums auf die Psyche des Konsumenten möchte ich nicht verschweigen: Der Fleischkonsum hebt (meist unbewusst) das Selbstwertgefühl des Konsumenten, da er sich in der Nahrungskette quasi zuoberst befindet. Dies gibt dem eigenen Leben einen höheren Stellenwert. Dennoch sollte man natürlich die Ursachen der psychischen Probleme solcher Menschen behandeln und nicht die Symptome.

«Rein durch ihre physische Wirkung auf das menschliche Temperament würde die vegetarische Lebensweise das Schicksal der Menschheit äusserst positiv beeinflussen können.» ~ Albert Einstein

Selbstverständlich wurden all diese Zusammenhänge nie wissenschaftlich untersucht, weshalb auch, man wäre sowieso nicht bereit, etwas dagegen zu unternehmen, der Umsatz der Fleischwirtschaft wird als viel wichtiger erachtet. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Zuständigen meist selbst Fleischesser und somit Betroffene sind und dieses Thema verdrängen. Hinzu kommt, dass niemand gerne einen Fehler eingesteht, den er über Jahrzehnte gemacht hat.

Sind Metzger gewalttätiger?

Eine weitere Personengruppe darf hier natürlich auch nicht übergangen werden, diejenige der in der Fleischindustrie tätigen Menschen. Man sollte nicht glauben, die Schlachthofarbeiter (übrigens meistens Ausländer) hätten keine psychischen Probleme mit dem Töten der Tiere. Und dennoch: Fast täglich gibt es in Schlachthäusern Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitern bei der Frage, wer die undankbare Arbeit des Tötens übernehmen muss. Es ist kaum möglich, diesen Beruf über längere Zeit auszuüben, ohne das Mitgefühl mit den Tieren zu verlieren und sie als reine Fleischlieferanten zu betrachten. Dies ist nur schon aus Selbstschutz des Arbeiters notwendig und hat nichts mit einer charakterlichen Schwäche zu tun. Trotzdem wird oft die Ausrede gebraucht, dies sei alles nicht so schlimm, da sowieso nur Menschen mit einer angeborenen Veranlagung zu rohen und grausamen Handlungen einen solchen Beruf ergreifen. An denen könne also nicht mehr viel verdorben werden. Erstens ist dies ein Vorurteil, und zweitens: Hätten wir nicht die moralische Pflicht, solche Menschen erst recht vor Tätigkeiten zu bewahren, die ihre negativen Charaktereigenschaften fördern und die positiven unterdrücken?

Die oben genannte Psychologin hat bei den von ihr mittels Rorschachtest untersuchten Bauern feststellen müssen, dass sie bei den vorgelegten Tintenklecksen immer Blut oder Skelette hineinprojiziert haben. Sie sah die Ursache dafür in der engen Beziehung zwischen den Bauern und ihren Tieren, die immer mit dem Getötetwerden der Tiere endet. Ich möchte dies natürlich nicht verallgemeinern, kann dieses Problem aber auch nicht einfach ignorieren, nur weil bis heute eine grössere Untersuchung fehlt.

60 Millionen Schlachtopfer fordert der Schweizer Fleischkonsum allein in der Schweiz jedes Jahr.2


Vielen Menschen ist der Satz «Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten» bekannt. Dennoch besteht kein Anlass für sie, die Gewaltausübung in den Ställen und Schlachthöfen gegen unsere Mitgeschöpfe zu verhindern oder wenigstens nicht mehr durch ihren Fleischkonsum zu unterstützen. Sie hoffen, in der Masse der Fleischesser ihre Hände in Unschuld waschen zu können, doch «ein Unrecht bleibt auch dann ein Unrecht, wenn alle es verüben» (Magnus Schwantje), und jede Gewaltausübung bleibt auch dann Gewalt, wenn man sie an andere delegiert.

«Es zeugt von Heuchelei, wenn ein Fleischesser mit Verachtung auf die Schlachter hinabblickt; denn der Mensch ist nicht nur verantwortlich für die Handlungen, die er selbst ausführt, sondern auch für die Handlungen, die er von andern ausführen lässt.» ~ Magnus Schwantje

Renato Pichler

  1. «Das Recht der Tiere in der Zivilisation», Wilhelm Brockhaus, F. Hirthammer Verlag, Seite 272f (vergriffen).
    Im Rahmen eines Nationalfonds-Projektes stellte die Psychiatrische Universitätspoliklinik Basel in ihrer psychiatrisch-epidemiologischen Untersuchung fest, dass über die Hälfte der repräsentativ aus Basel-Stadt ausgewählten Personen mindestens einmal in ihrem Leben während zweier oder mehr Wochen fast täglich niedergeschlagen oder depressiv gewesen seien. Zudem hatten 23% der befragten Personen mindestens einmal in ihrem Leben Angstzustände, diese traten im Gegensatz zu den Depressionen bereits im Kindesalter auf! 
  2. Zahlen gem. Agrarbericht 2012 des Bundesamtes für Landwirtschaft und Proviande
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