Die Schweiz ist nicht nur indirekt durch den Import tierischer Produkte und Futtermittel am Klimawandel beteiligt, sondern auch direkt durch die eigenen Nutztiere.
Der «SonntagsBlick» vom 14.1.06 veröffentlichte dazu Zahlen des Bundesamtes für Umwelt:
Der Methanausstoss der Schweizer Wiederkäuer beträgt 136000 Tonnen pro Jahr (täglich: 373 Tonnen!). Wobei Methan über 20-mal stärker das Klima beeinflusst als dieselbe Menge Kohlendioxid.
Swissveg fragte im Jahr 2007 das Bundesamt für Umwelt (BAFU) nach der Tätigkeit der Schweizer Behörden zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen. Wir erhielten folgende Antwort1 des Vizedirektors Gérard Poffet:
[...] Die grundsätzlichen ökologischen Nachteile des heutigen Fleischkonsums sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. Im Bereich der Landwirtschaft konnten in der Schweiz in den letzten Jahren aufgrund einer Abnahme des Rindviehbestandes sowie mit der Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik die Lachgas- und Methanemissionen gesenkt werden. Zur Erreichung unserer klimapolitischen Ziele stehen allerdings Massnahmen im Vordergrund, die auf eine Reduktion der CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe abzielen. Denn rund 80 Prozent der Treibhausgasemissionen in der Schweiz stammen aus der Verbrennung dieser Energieträger. [...]
Die Problematik ist also auch den Bundesbehörden bekannt. Die starke Subvention der Schweizer Viehwirtschaft steht jedoch im Widerspruch zu dieser Erkenntnis.
Sparansatz
Auffällig ist die Konzentration auf die Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe. Doch diese Konzentration basiert auf einem Fehlschluss: Selbst wenn die Schweiz vollständig auf alternative Energien und öffentlichen Verkehr umstellen würde, hätte dies kaum einen Einfluss auf das Weltklima: In der Schweiz gibt es zwar 548 Autos pro 1000 Einwohner, was mehr ist als der EU-Durchschnitt. In absoluten Zahlen sind dies aber noch nicht einmal 2% der 218 Mio. Autos in der EU.
Deshalb ist der Hauptgrund für eine Umstellung der Schweizer Energiepolitik und Verkehrspolitik (nebst lokaler Entlastung der Umwelt) einerseits die Vorbildwirkung auf andere Staaten und andererseits der Ansporn für die Industrie zur Entwicklung neuer umweltschonenderer Technologien.
Diese beiden Argumente gelten jedoch ebenso für den Ernährungsbereich:
Solange die reiche Schweiz der Welt zeigt, dass man viel Fleisch essen soll, wenn man es sich leisten kann, wird dieses Vorbild von den ärmeren Staaten übernommen.
Die heutige Politik subventioniert einseitig die Fleischwirtschaft und investiert nichts in die Entwicklung guter Fleischalternativen. Der Ernährungsansatz wird vorsätzlich ignoriert, obwohl die Entwicklung und Förderung umweltschonender Nahrungsmittel genauso wichtig wäre wie die Entwicklung umweltschonender Technologien.
Das Klima kennt keine Landesgrenzen.
Wie steht das Bundesamt für Umwelt in seinen Publikationen zu diesem Thema?
Im BAFU Magazin 2008/3 findet sich eine klare Aussage:
Ernährung: Fleischarm essen entlastet das Klima
Im Durchschnittshaushalt gehen 16% des CO2-Ausstosses auf das Konto der Ernährung. In dieser Bilanz nicht berücksichtigt sind die Treibhausgase Methan und Lachgas, von denen ein Grossteil bei der Nahrungsmittelproduktion entsteht. Der Ressourcenaufwand für die Produktion von Fleisch ist um ein Vielfaches höher als derjenige für Getreide, Gemüse und Früchte. Werden Lebensmittel mit dem Flugzeug eingeführt, kommen hohe Transport-Emissionen dazu. Erfordern Transport und Lagerung ständige Kühlung, so verschlechtert sich die Bilanz zusätzlich.
* CO2 -Reduktionspotenzial durch fleischarme Ernährung aus Frischprodukten: über 35%.
* CO2 -Reduktionspotenzial bezogen auf den Gesamtausstoss eines Durchschnittshaushalts: 5%.
Tipp: Mit einem zurückhaltenden Fleischkonsum und frischen Lebensmitteln aus der Region tragen Sie nicht nur zum Klimaschutz, sondern auch zur Schonung beschränkter Ressourcen bei.
Dieser kurze Artikel aus dem BAFU-Magazin zum Thema Klimawandel kann auch online gelesen werden: Fleischarm essen entlastet das Klima.
Das BAFU gibt Tips für einen Umweltbewussten Konsum. Im Kapitel «Welches sind die Konsumentscheide mit den grössten Umweltwirkungen?» findet sich bei Ernährung auf Platz eins:
Wahl der Ernährungsweise: Fleisch oder aber Milch- und Getreideprodukte sowie Gemüse und Obst (der Ackerbau beansprucht weniger Ressourcen als die Viehzucht; überdies benötigt die Aufzucht einer Milchkuh weniger Ressourcen als das Mästen eines Tieres zur Fleischproduktion).
Anbauart (extensiv, intensiv, Treibhaus, Bio usw.).
Platz 2:
Wahl von saisongerechten Produkten.
Quellen zuletzt besucht 2014.
Die Vorteile einer möglichst pflanzenbasierten Ernährung sind hier zwar gut verpackt inmitten anderer klimarelevanter Handlungen und einer komplizierten Satzstellung, aber sie wird doch nicht ganz ignoriert.
Bei dem Kapitel Schwerpunkte der Luftreinhaltung auf der Website des BAFU wird in einem Punkt gefragt: «Luftverschmutzung: Was kann ich tun?» - Eine gute Tat durch die Verringerung des Konsums tierischer Produkte wird mit keinem Wort erwähnt.
In einer weiteren Schrift des BAFU wird der Fleischkonsum zumindest am Rande aufgeführt (Seite 17):
Steigender Fleischkonsum und damit wachsende Rinderherden fördern die Produktion von Treibhausgasen ebenso wie der wachsende Nahrungsmittelbedarf einer stets grösser werdenden Weltbevölkerung.
«Das Klima in Menschenhand». Neue Fakten und Perspektiven. 2002
Man muss zwar bei der Schweizer Regierung schon etwas länger suchen, da die Erwähnung des Fleischkonsums ausschliesslich auf PDF-Dokumente verbannt wurde und jeweils nur nebenbei erwähnt wird. Aber das Thema wird zumindest nicht vollständig ignoriert.
Eine Zusammenstellung des weiteren Engagements (oder auch den Alibiübungen, ist man versucht zu sagen) des Bundes zur Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen findet sich in diesem Unterkapitel.
- Der vollständige Brief kann als PDF hier gelesen werden: Briefantwort des BAFU.