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Tsunami

Tsunami-Leid: Nur eine Laune der Natur? Welche Rolle spielten menschliche Aktivitäten bei der Katastrophe?

Das Erdbeben am 26. Dezember 2004 tötete mehr als 250'000 Menschen in elf Ländern, ein Drittel davon waren Kinder. Die Weltgesundheitsbehörde ging richtig in der Annahme, dass die Zahl der Opfer nach dem Ereignis durch einen Mangel an sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten anstieg. Millionen Menschen waren obdachlos. Eine fatalistische Betrachtungsweise der Katastrophe könnte sein, dass die Natur ihren eigenen Regeln folgt, die genauso mysteriös wie unkontrollierbar sind. Stimmt das? Sind wir Menschen wirklich unschuldig? Spielen wir keine Rolle bei solch unsäglichen Elend?

Jeff McNeely, Wissenschaftler in der World Conservation Union (IUCN), sagt, dass wir an dieser schrecklichen Situation mitschuldig sind:

  • Seit langem werden Mangrovenwälder vernichtet, um Platz zu machen für Garnelen-Farmen, die nach Europa und in andere Ecken der Welt exportieren «… zu einem Preis, der keinesfalls die ökologischen Kosten einschliesst, die man heute zahlen muss».
  • Fischer werfen Sprengladungen auf Korallenriffe oder fegen sie einfach weg, wenn enorme Schleppnetze über den Boden der Ozeane gezogen werden auf der Suche nach immer weniger Fischen.
  • Experten haben immer wieder unterstrichen, dass Korallenriffe und Mangrovenwälder von kritischer Bedeutung sind für das ökologische Gleichgewicht und für den Schutz empfindlicher Küstengebiete, denn sie verlangsamen anrollende Riesenwellen und neutralisieren viel von der zerstörerischen Energie.

Trotz aller Warnungen waren kommerzielle Interessen stärker als die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt.
Die Vereinten Nationen und nationale Politiker bemühten sich nach der Katastrophe nach Kräften, die Herausforderung zu bewältigen. Es wurde vereinbart, dass bestehende Alarmsysteme anderen zur Verfügung gestellt und neue entwickelt werden.
Aber wer redet davon, dass nun auch die Wunden der Natur geheilt und neue vermieden werden müssen? Wäre dies nicht der richtige Moment, über grundlegende Veränderungen nachzudenken? Sollten internationale Organisationen wie FAO, WHO und EU nicht endlich einen Entwurf für eine bessere Zukunft machen, in welcher der Vegetarismus eine viel grössere Rolle spielt?
Natürlich können Vegetarier kein Erdbeben verhindern, aber sie haben auch keinen Anteil am enormen Ausmass der Verwüstung, welche die Produktion von Fleisch anrichtet: Jeder Mensch, der kein Fleisch konsumiert, trägt zur Gesundung unseres Planeten bei und damit zu einer sichereren Zukunft für alle.

Burma: Nichts gelernt vom Tsunami 2004? Tausende Tote wegen Shrimps- und Fischproduktion

Die grössten Schäden des Sturms in Burma von Anfang Mai 2008 entstanden in Küstenregionen. Es gab Zehntausende Tote und rund eine Million Obdachlose. Erst durch die Abholzung der Mangrovenwälder an den Küstengebieten konnte die Katastrophe dieses Ausmass erreichen. Die dichten Mangrovenwälder bieten einen guten Schutz vor Tsunamis und Stürmen, da sie die Umwelteinflüsse aus dem Meer nur in stark abgeschwächter Form ins Landesinnere lassen. In einer Studie von 2004 konnte man dies beim damaligen verheerenden Tsunami in Sri Lanka feststellen: Überall wo noch Mangrovenwälder an den Küstengebieten wuchsen, waren die Verwüstungen im Landesinneren wesentlich geringer.

Wissenschaftler der IUCN (International Union for Conservation of Nature) haben z.B. zwei benachbarte Dörfer in Sri Lanka miteinander verglichen. Das eine wurde durch Mangrovenwälder an der Küste geschützt, das andere nicht. Im geschützten Dorf gab es zwei Tote, im ungeschützten 6'000.1

 

Modell, das aufzeigt, wie die Mangrovenwälder die Küsten schützen:

 

Weshalb wurden die Mangrovenwälder ungeachtet ihres Nutzens abgeholzt?

Seit 1980 wurden weltweit fast 4 Millionen Hektar Mangrovenwälder vernichtet, um das Land anders zu nutzen.
Die Hauptnutzung der Gebiete, auf denen zuvor die schützenden Wälder standen, sind Shrimps und Fischzucht.
Durch die weltweite Zunahme des Konsums von diesen Meerestieren wurde der Druck auf die Wälder immer grösser.
Pro Jahr werden auch heute noch rund 100'000 Hektar Mangrovenwälder vernichtet – grossteils, um Shrimps und Fische zu züchten.
Seit 1975 wurde rund die Hälfte der Mangrovenwälder im Ayeyarwady Delta von Burma vernichtet.2

1  International Union for Conservation of Nature (IUCN): South Asia: Mangrove forests saved lives in 2004 tsunami disaster, in: reliefweb, 19.Dezember 2005.

BBC News: Mangrove loss 'put Burma at risk', Spiegel Online: Wie «Nargis» ein schutzloses Land verwüsten konnte und Welternährungsorganisation der UNO: Intact mangroves could have reduced Nargis damage, 15. Mai 2008

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